Zum Sonntag Zum Tag der Arbeit

Kleve · Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!" Hat solch ein Satz auch in Ihrem Leben seine (nicht immer heilsamen) Spuren hinterlassen? Der tägliche Feierabend, der jährliche Erholungsurlaub und der Ruhestand am Ende des Erwerbslebens wollen eben wohlverdient sein.

Aber was ist, wenn ich meine Arbeit verloren habe? Oder wenn ich zwei bis drei Jobs habe, um über die Runden zu kommen? Was ist, wenn ich immer nur befristete Arbeitsverträge bekomme? Oder wenn ich Teilzeit arbeite - ungewollt? Und was ist, wenn meine Arbeit sich so verdichtet hat, dass keine Zeit mehr bleibt zum Leben? Für manche sind dann andere Sätze bittere Wirklichkeit: "Keine Arbeit oder zu wenig Arbeit, schlecht bezahlte Arbeit oder zu viel Arbeit: Also auch kein Vergnügen!"

Diesmal setzen sich die Gewerkschaften am 1. Mai für die "Zukunft guter Arbeit" ein. Ob es um den Kampf gegen Lohndumping geht oder um die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben, um das Thema Mitbestimmung oder um die krankmachende Arbeitsverdichtung und um Burnout - die Herausforderungen und die Chancen unserer modernen Arbeitswelt wollen gut ausbalanciert werden.

Auch in der Kirche geht es am Maifeiertag um gute Arbeit. "Bitttag um eine gesegnete Arbeit" heißt dieser Tag. Wer um Gottes Segen bittet, weiß, dass Arbeit gelingt, dass Einsatz sich auszahlt, dass Mühe Frucht bringt - das liegt nicht in meiner Macht allein.

In der Bibel hat Gottes Segen auch etwas zu tun mit der Achtung vor dem, was Gott gebietet. Barmherzigkeit und Gerechtigkeit werden bei ihm groß geschrieben. Vor Habgier und unrechtem Umgang mit Geld wird gewarnt. Und: Immer ist ein Mensch mehr, als er selber vollbringt. Nicht seine Arbeit zeichnet ihn aus. Sondern dass er Geschöpf Gottes ist. Dann passt sogar solch ein Satz: "Vergnügen - auch ganz ohne Arbeit!"

ELISABETH SCHELL, PFARRERIN IN DER EVANGELISCHEN KIRCHENGEMEINDE KLEVE

(RP)
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