Korschenbroich Eine Grafik ersetzt den Namen

Korschenbroich · Den Namen in ein Buch zu schreiben, das reichte vielen Buchliebhabern nicht aus. Sie klebten eine kleine Grafik hinein - das Exlibris. Im Kulturbahnhof werden rund 125 Exlibris aus dem letzten Jahrhundert gezeigt.

 Der Sammler Gernot Blum und Museumsleiterin Nina Nierwetberg in der Ausstellung.

Der Sammler Gernot Blum und Museumsleiterin Nina Nierwetberg in der Ausstellung.

Foto: Detlef Ilgner

Das Dilemma kennt jeder Bücherfreund, es ist fast so alt wie die Buchdruckkunst selbst: Ausgeliehene Bücher kommen nicht zurück. Der Grund dafür ist manchmal trivial - es steht kein Name im Buch. Um ein Buch als Eigentum zu kennzeichnen, würde es schon genügen, den eigenen Namen in das Buch zu schreiben. Doch das reichte vielen Buchliebhabern nicht aus. Schon seit dem 15. Jahrhundert klebten sie ein Exlibris auf die Innenseite des Buchdeckels ihrer teils kostbaren Bände.

Exlibris heißt "aus der Bücherei" und meint kleine gestaltete Grafiken, die neben einer bildlichen Darstellung die lateinischen Worte "ex libris" und den Namen des Besitzers tragen. Was zur Zeit Dürers und Lucas Cranachs als reiner Eigentumsnachweis gedacht war, entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer eigenständigen Kunstform. Gleichzeitig avancierten Exlibris zum Sammlungsobjekt.

Der Rheydter Arzt Dr. Gernot Blum hat rund 150 000 Exlibris vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis heute zusammengetragen. 95 seiner Grafiken und 30 weitere aus der Sammlung Andreas Meyer aus Veitshöchheim sind aktuell in einer Ausstellung im Kulturbahnhof in Korschenbroich zu sehen. Dabei konzentriert sich die Ausstellung auf Exlibris des 20. Jahrhunderts. "Thematisch haben wir unseren Schwerpunkt auf das antike Griechenland und die Welt der Götter und sagenhaften Helden gelegt", sagte Blum anlässlich der Ausstellungseröffnung. Die Grafiken sind überwiegend kleinen Formats, was schon ihre Funktion mit sich bringt, und als Betrachter muss man nah an sie herantreten, um sie in ihrer Schönheit zu entdecken. Er gab einen interessanten Einblick in die Geschichte seiner Sammlung: Gekauft hat er die Exlibris nicht, sondern stets getauscht.

"Ganz wichtig ist der persönliche Kontakt zu anderen Sammlern", sagte Dr. Gernot Blum, der von 1992 bis 2012 Präsident der Deutschen Exlibris-Gesellschaft war. Dass das Thema die rund 30 Besucher in den Bann zog, machte die Diskussion mit dem Sammler deutlich. Wie denn ein Exlibris entstünde, war eine der Fragen, die auftauchten. "Der Buchliebhaber beauftragte einen Künstler damit, ein individuelles Motiv zu entwerfen, das dann in einer Auflage von etwa 500 Exemplaren als Kupferstich, Linoldruck oder Holzschnitt gedruckt wurde", erläuterte der Sammler. "Auch heute noch werden Exlibris von einigen Buchliebhabern geschätzt und eingesetzt", machte er deutlich. "Allerdings ist die Hochzeit der Exlibris vorbei. Viele Bücherfreunde können heute mit dem Begriff nichts mehr anfangen", bedauerte er. Dabei bieten gerade der Computer und digitale Druckverfahren neue Möglichkeiten. So stammt auch das jüngste Exponat in der Ausstellung aus dem Jahre 2012 und wurde am Computer entworfen. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja bald auch Exlibris, die man auf den eReader oder den Kindle kleben kann.

(NGZ)
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