Korschenbroich Eine Schulklasse, sieben Nationalitäten

Korschenbroich · Die Realschule unterrichtet Flüchtlingskinder in einer Seiteneinsteiger-Klasse. Im Fokus: das Fach Deutsch. Viele Schüler kennen aber nur arabische Schriftzeichen. Die Schule stellt sich der Herausforderung - und verlängert den Stundenplan.

 Sie legen vor allem Wert auf die individuelle Förderung der Schüler in der Seiteneinsteiger-Klasse: Schulleiterin Martina Bartels-Walther (l.) und Lehrerin Hilal Eroglu wollen den Flüchtlingskindern Zukunftsperspektiven bieten.

Sie legen vor allem Wert auf die individuelle Förderung der Schüler in der Seiteneinsteiger-Klasse: Schulleiterin Martina Bartels-Walther (l.) und Lehrerin Hilal Eroglu wollen den Flüchtlingskindern Zukunftsperspektiven bieten.

Foto: detlef ilgner

Viele der Asylbewerber, die Schutz vor Krieg, Gewalt, Terror und Verfolgung suchen, flüchten gemeinsam mit ihren Kindern nach Deutschland. Die sind schulpflichtig. Deshalb hat die städtische Realschule in Kleinenbroich eine sogenannte Seiteneinsteiger-Klasse ins Leben gerufen. Dort werden aktuell 23 Flüchtlingskinder im Alter zwischen elf und 16 Jahren von Lehrerin Hilal Eroglu vor allem in Deutsch unterrichtet.

Ab Februar bekommt die 26-Jährige von zwei weiteren Lehrern Unterstützung: Dann soll der Unterricht in der Seiteneinsteiger-Klasse von neun auf 16 Stunden pro Woche erweitert und um das Fach Mathematik ergänzt werden. "In meiner Klasse unterrichte ich Kinder aus sieben unterschiedlichen Nationen", sagt Hilal Eroglu, die das vor eine Herausforderung stellt. "Das ist das erste komplette Schuljahr nach meinem Referendariat. Herausforderungen hätte es also so oder so gegeben. Ich bin da hereingewachsen", sagt die Deutschlehrerin, deren Muttersprache Türkisch ist.

Das hilft ihr manchmal bei der Verständigung mit den Kindern, die erst die Grundlagen der deutschen Sprache und die lateinische Schrift lernen müssen. "Inzwischen haben wir auch eine arabische Schülerin, die dolmetschen kann. Wenn das nicht hilft, müssen wir uns eben mit Händen und Füßen verständigen."

Interessant - Hilal Eroglu berichtet, dass der Großteil der Kinder hochmotiviert in die Schule kommt: "Die meisten wollen etwas lernen und geben sich große Mühe. Die Kinder, die schon länger dabei sind, schreiben bereits einfache Texte auf Deutsch oder konjungieren Verben." Bei anderen Schülern, die keine guten Bleibe-Perspektiven in Deutschland hätten, gestalte sich der Unterricht etwas schwieriger. "Die sind oft nicht sehr motiviert."

Momentan lernen die Schüler der Seiteneinsteiger-Klasse neun Stunden pro Woche Deutsch und werden zusätzlich in "normalen" Klassen in anderen Fächern unterrichtet. "Das klappt gut, jedoch müssen sich die Lehrer zum Beispiel mit Arbeitsblättern aus jüngeren Jahrgängen auf die Flüchtlinge vorbereiten. Oft fehlen ihnen die nötigen Fachbegriffe", erklärt Schulleiterin Martina Bartels-Walther, die von einer starken Fluktuation in der Klasse spricht. Viele kämen neu dazu, andere würden wieder gehen.

Das macht die Arbeit nicht gerade leichter - trotzdem will die Realschule den Unterricht in der bunten Klasse ab dem 1. Februar deutlich aufstocken. Zwei Lehrer sollen Hilal Eroglu dann unterstützen - zu dritt wollen sie den Stundenplan der Klasse um sieben auf insgesamt 16 Stunden pro Woche erweitern. "Wir bekommen einen neuen Kollegen für das Fach Deutsch. Außerdem werde ich die Schüler ab Februar in Mathematik unterrichten", kündigt die 60-Jährige an.

Trotz der enormen Herausforderung, die die Schulleiterin und auch Hilal Eroglu bewältigen müssen, machen sie keinen überforderten Eindruck. "Die Arbeit macht Spaß. Schließlich machen die Kinder große Fortschritte", betont Bartels-Walther. "Wir geben uns Mühe - die Kinder haben das verdient."

(NGZ)
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