Korschenbroich Mit alten Tassen Erinnerungen wecken

Korschenbroich · Drei Glasvitrinen mit alten Küchengeräten, rosa Blümchen-Servietten und historischem Handwerkszeug wurden im Haus Tabita aufgestellt. Mit dem Projekt gegen das Vergessen will sich die Sparkasse 2015 für den Giro-Oscar bewerben.

Über die neuen Glasvitrinen sollen die Bewohner im Haus Tabita einmal mehr ins Gespräch kommen: Beate Belau (r.) und Simone Einhan - hier mit Anneliese van den Bergh (83) - halfen bei der Projektumsetzung mit.

Über die neuen Glasvitrinen sollen die Bewohner im Haus Tabita einmal mehr ins Gespräch kommen: Beate Belau (r.) und Simone Einhan - hier mit Anneliese van den Bergh (83) - halfen bei der Projektumsetzung mit.

Foto: H.-P- reichartz

Anneliese van den Bergh (83) steuert mit ihrem Rollstuhl gezielt die neue Glasvitrine in ihrem Wohnbereich an. Die Kleinenbroicherin, die seit fast zwei Jahren das Senioren-Zentrum Haus Tabita ihr Zuhause nennt, deutet auf den Fleischwolf und die hölzerne Kaffeemühle. Die beiden Gegenstände ermöglichen ihr eine Reise in die Erinnerung. Die 83-Jährige erzählt lebhaft aus ihrer Zeit als junge Hausfrau. Nur eines stört sie ungemein: "Der alte Putzeimer, der gehört in keine Vitrine. Das ist ein uraltes Ding. So ein Eimer stand bei uns immer hinterm Vorhang in der Besenkammer."

Bei der Schilderung leuchten die Augen von Beate Belau. Die Gedächtnistrainerin in Tabita strahlt und stellt zufrieden fest: "So haben wir uns das vorgestellt. Die Bewohner kommen über die Ausstellungsstücke ins Gespräch." Und was ihr dabei noch wichtiger ist: "Die Menschen erinnern sich." Für Beate Belau steht fest: "Das Projekt ist perfekt. Damit haben wir alles richtig gemacht." Schließlich weiß die Gedächtnistrainerin um die Problematik einer Demenz. Etwa 1,4 Millionen Menschen leiden in Deutschland an der "Krankheit des Vergessens", wie Alzheimer - die häufigste Form der Demenz - genannt wird. "Wir können eine Demenz nicht heilen, aber wir können sie aufhalten", ist Belau überzeugt. Etwa mit Hilfe von Gehirn-Jogging, Tanzen und Singen - und eben auch mit den neuen Erinnerungsvitrinen.

Bei der Organisation und Planung wurden die beiden Diakonie-Mitarbeiterinnen Beate Belau und Elena Bauer von einem Projektteam des Technologie-Zentrums Glehn unterstützt. Und bei der Suche nach Sponsoren half der Einrichtungsleiter Rainer Gerdau. Gesponsort wurde das Projekt unter anderem mit 3200 Euro von der Sparkassen-Stiftung Korschenbroich sowie von Sempell, Mechlink und der Bäckerei Kaulhausen. "Wir sind so überzeugt von dem Ausstellungskonzept, dass wir uns mit den Erinnerungsvitrinen im Haus Tabita für den Giro-Oscar 2015 bewerben werden", erklärt Sparkassen-Mitarbeiterin Simone Einhan. Sie machte schon die ersten Fotos für die Bewerbungsmappe, die der Stiftungsausschuss im Dezember beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband Berlin einreicht.

Für Rainer Gerdau ist es immer wieder faszinierend, wie örtliche Vereine und Organisationen mithelfen, Ideen seiner Mitarbeiter umzusetzen. Dieses Mal war der Heimatverein Korschenbroich hilfreich zur Stelle. Ein Anruf von Elena Bauer (Sozialdienst) reichte aus und Museumsleiterin Nina Nierwetberg stellte leihweise alte Küchen- und Handwerksgeräte zur Verfügung. Auch der alte Zink-Eimer, den Anneliese van den Bergh hinter einen Vorhang wünscht, stammt aus dem Fundus des Heimatmuseums.

(NGZ)
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