Korschenbroich Über Hexen und Henker in Liedberg

Korschenbroich · Schauriges weiß Gästeführer Gerd Busch aus der Geschichte des Ortes Liedberg zu erzählen. Zu Tode Verurteilte warteten im Mühlenturm auf ihre Hinrichtung. Auch der Keller des Landgasthauses spielt bei der Führung eine Rolle.

 Gerd Busch bereitet bei seinen Grusel-Führungen durch das historische Liedberg immer auch eine kleine Ausstellung vor, in der er etwa über mittelalterliche Foltermethoden aufklärt.

Gerd Busch bereitet bei seinen Grusel-Führungen durch das historische Liedberg immer auch eine kleine Ausstellung vor, in der er etwa über mittelalterliche Foltermethoden aufklärt.

Foto: drlp

Langsam senkt sich die Dämmerung über Liedberg, nur der Mond scheint ab und zu durch die Wolkenlücken. Eine Gruppe von 20 Bürgern spaziert im Schein einer Pechfackel die Schlossstraße hinauf. Am Hagelkreuz an der Ecke "En de Hüll" bleibt sie zum ersten Mal stehen: Es ist der Glehner Jägerzug Millennium, den der Gästeführer Gerd Busch durch den Ort führt. Von Hexen wird er ihnen in den nächsten 90 Minuten erzählen, von Henkern und von Räuberbanden, die im 18. Jahrhundert die Gegend unsicher machten. Gestartet ist die Gruppe im Liedberger Landgasthaus. "Das lag früher einsam außerhalb des Ortes", erläutert Gerd Busch und lotst die Gruppe weiter zum Markt. "Seit Anfang des 17. Jahrhunderts war es den Einwohnern erlaubt, hier einen Markt abzuhalten", sagt er. Das habe Gesindel und Kriminelle angezogen. Kleinere Vergehen wurden direkt auf dem Marktplatz abgehandelt. Wer jedoch Ehebruch beging oder einen Raub, wurde gebrandmarkt oder an den Pranger gestellt.

Dieser Pranger befand sich seit 1754 auf dem Gerichtsplatz rechts vor dem Schloss. Dort ist die Gruppe inzwischen angelangt. Schwarz malt sich das Schloss vor dem dunklen Nachthimmel ab. "Sie müssen Fantasie mitbringen", hatte der Gästeführer anfangs gefordert. Waren es tatsächlich noch die Schreie der Verbrecher und Hexen, die im Dunkeln zu hören waren? Oder doch nur ein paar Krähen, die die Gruppe aufgescheucht hatte? "Im Schloss befand sich einst ein Gefängnis. Wer zum Tode verurteilt wurde, saß allerdings im Mühlenturm ein", erläutert er. Hingerichtet wurden die Verbrecher in der Nähe der Sandgrube in Richtung Giesenkirchen. Dann kam der Henker aus Köln, und zwei Pfarrer leiteten den Verurteilten zum Galgen. "Der Henker war wohlhabend, aber gesellschaftlich geächtet", erzählt Gästeführer Gerd Busch bei der Grusel-Tour. 15 Reichstaler habe er für eine Hinrichtung erhalten, während ein Gelegenheitsarbeiter mit zwölf Reichstalern im Jahr auskommen musste. "Auch eine Hexe wurde 1675 auf dem Gerichtsplatz verbrannt", sagt Gerd Busch und führt die Gruppe über einen Waldweg links am Schloss und an dem Grab der 1930 tödlich verunglückten Pfadfinder vorbei zum Liedberger Landgasthaus zurück.

In dem tiefen Gewölbekeller des Gasthauses geht es dann weiter. Dort hat Gerd Busch eine kleine Ausstellung vorbereitet: Ein Strick baumelt von der Decke, eine Daumenschraube klärt über mittelalterliche Foltermethoden auf, und eine Schautafel informiert über eine Neusser Räuberbande. Wie eine Halsgeige funktioniert, demonstriert Gerd Busch dann an einem Mitglied des Schützenzugs. Sie umschließt gleichzeitig Hals und Hände und galt früher als Zeichen der Schande. So gruselig das Thema der Führung auch scheint, die Stimmung bei den Schützen ist heiter. "Die Führung hat sehr viel Spaß gemacht", lautet die einhellige Meinung.

Weitere Infos zu den Abendführungen gibt es beim Liedberger Landgasthaus unter "www.llgh.de" oder unter Telefon 02166 87294.

(NGZ)
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