Korschenbroich Ungewisse Zukunft ohne Rübenanbau

Korschenbroich · In der vierten Generation bewirtschaftet Thomas Willemsen Haus Kutscher. Dabei hat er sich auf Ackerbau spezialisiert. Der Landwirt baut Kartoffeln an, die zu Pommes verarbeitet werden. Milchkühe gibt's bei ihm schon lange nicht mehr.

 Er bewirtschaftet den Kutscher Hof in der vierten Generation: Thomas Willemsen. Allerdings hat der Landwirt über die Jahre sein Konzept verändert und unter anderem die Milchkühe komplett abgeschafft.

Er bewirtschaftet den Kutscher Hof in der vierten Generation: Thomas Willemsen. Allerdings hat der Landwirt über die Jahre sein Konzept verändert und unter anderem die Milchkühe komplett abgeschafft.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Riesig ist sie, gelb und überhaupt ein imposantes Ungetüm: Die Rübenlademaus, die an der Zufahrt zu Haus Kutscher steht. Sie erinnert daran, dass das Rheinland zu den großen Rübenanbaugebieten in Europa gehört. Doch Thomas Willemsen (47) blickt skeptisch in die Zukunft: Denn die Zuckermarktordnung, die bislang den Festpreis für Zuckerrüben regelte, wird im September 2017 von der EU gestrichen.

Bisher konnte sich der Landwirt auf die Einkünfte aus der Rübenernte verlassen. In Zukunft muss der Rübenbauernverband mit jeder Fabrik einzeln die Preise aushandeln. "Es ist völlig offen, ob es sich noch lohnt, Rüben anzubauen", sagt Thomas Willemsen nachdenklich.

Schon früh hat er gelernt, Verantwortung zu übernehmen: Er war 18 Jahre alt und noch in der Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister, als sein Vater starb. Seitdem bewirtschaftet er Haus Kutscher in der vierten Generation zusammen mit seiner Mutter Hildegard Willemsen (71). Sie betreibt einen kleinen Hofladen, in dem sie Kartoffeln, Porree, Kohl und Eier verkauft. Die stammen von den rund 200 eigenen Hühnern, die zum Schutz vor der Vogelgrippe aktuell im Stall bleiben müssen. Einen Hahn gibt es nicht: "Wir machen keine Aufzucht", sagt Thomas Willemsen augenzwinkernd. Sein Urgroßvater hatte Haus Kutscher 1905 gekauft. Da stand das stattliche Herrenhaus schon, das aus dem Jahre 1876 stammt. Die Scheunen und Nebengebäude kamen später hinzu. Bis zur Jahrtausendwende hielt die Familie noch Milchkühe. "Doch das war irgendwann nicht mehr wirtschaftlich", sagt der Landwirt. Seitdem spezialisiert er sich auf den Ackerbau und baut Kartoffeln, Zuckerrüben und Getreide an. Das Wintergetreide - Weizen und Gerste - hat er schon längst ausgesät. Je nach Witterung geht es Ende Februar, Anfang März weiter: Dann wird gepflügt, werden Kartoffeln gesetzt und Rüben gesät. Sein Arbeitstag beginnt morgens um sieben und ist mit Einbruch der Dunkelheit noch lange nicht zu Ende - insbesondere, wenn geerntet wird, oder wenn er Pflanzenschutzmittel ausbringt. "Wir richten uns mit dem Spritzen nach dem Bienenflug. Erst wenn die Bienen abends in ihre Stöcke zurückgekehrt sind, können wir mit dem Spritzen beginnen", sagt er und räumt gleich mit einem gängigen Klischee auf: Dass die Landwirte abends die Pflanzenschutzmittel ausbringen, damit es niemand bemerkt. Denn weit gefehlt: Abends sei es windstiller und nicht mehr so warm, erläutert er. "So stellen wir sicher, dass die Pflanzenschutzmittel auf den Pflanzen landen und nicht abdriften oder verdunsten."

Seine Kartoffeln gehen nach der Ernte auf Reise nach Holland, Belgien oder Frankreich. Dort werden sie zu Pommes Frites verarbeitet, bevor sie tiefgefroren zurück in die heimischen Lebensmittelläden kommen. Aber nicht aus allen Kartoffeln werden Pommes. Einen Teil vermarktet seine Partnerin Andrea Hütz auf den umliegenden Märkten.

(NGZ)
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