Krefeld Bombenalarm: Aufregung um Koffer

Krefeld · Die Bundespolizei hat Dienstagnachmittag wegen eines verdächtigen Koffers den Hauptbahnhof evakuiert. Im Bahnverkehr kam es zu massiven Einschränkungen. Um 14.25 Uhr gab die Entschärfergruppe Entwarnung.

Bombenalarm am Krefelder Hauptbahnhof
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Bombenalarm am Krefelder Hauptbahnhof

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Ein Rasierapparat, ein Kopfhörer und diverse Elektrokabel — der Inhalt des herrenlosen Koffers, den ein aufmerksamer Zugführer gestern um 13.15 Uhr auf Bahnsteig 4 des Hauptbahnhofs entdeckte, ist nicht gefährlich.

Aber erheblichen Schaden hat der anthrazitfarbene Koffertrolley dennoch angerichtet: Der gesamte Hauptbahnhof wurde wegen des verdächtigen Fundstücks evakuiert, die Deutsche Bahn AG musste zahlreiche Züge ausfallen lassen oder umleiten. Die Verspätungen summierten sich auf 700 Minuten. "Bei der derzeitigen Sicherheitslage in Deutschland hat die körperliche Unversehrtheit der Reisenden oberste Priorität", erklärte ein Sprecher der Bundespolizei Düsseldorf.

13.15 Uhr Der Triebfahrzeugführer des Regionalexpress an Gleis 4 wundert sich: Wo ist der Besitzer des Koffertrolleys, der an der blau-grauen Sitzbank steht? Als sich auch nach Minuten niemand zu dem Koffer stellt, informiert er die Leitstelle der Deutschen Bahn. Die nimmt Kontakt zur Bundespolizei auf.

13.20 Uhr Drei Beamte der Bundespolizei befinden sich in ihrem Auto ganz in der Nähe des Krefelder Hauptbahnhofs. Sie erreichen das Gebäude um 13.20 Uhr, veranlassen sofort die Sperrung des Bahnhofs. Reisende werden gebeten, die Bahnsteige zu verlassen und zu den Ausgängen zu gehen. Vor dem Hauptbahnhof bildet sich eine große Menschentraube.

Die Gleise werden gesperrt, die Deutsche Bahn AG lässt keine Züge mehr nach Krefeld fahren. Problem für die Bahn: Wegen eines Personenunfalls ist auch der Bahnhof Rheydt gesperrt. Das erschwert notwendige Umleitungen von Zügen. Die Bundespolizisten fordern eine Entschärfergruppe an, halten Wache an dem herrenlosen Koffer.

14 Uhr Die Spezialkräfte der Bundespolizei haben sich an ihrem Standort in Duisburg in einen weißen Spezial-Lkw gesetzt, erreichen gegen 14 Uhr die Frontseite des Krefelder Hauptbahnhofs. Das zweiköpfige Team geht durch das menschenleere Gebäude zum Bahnsteig 4. Es hat ein portables Röntgengerät dabei. Mit ihm durchleuchten die beiden Spezialkräfte den Koffer.

Auf dem Röntgenbild sind zwar Kabel zu erkennen, Hinweise auf eine Bombe erkennen die Männer aber nicht. Sie entschließen sich, den Koffer von Hand zu öffnen. Draußen vor dem Bahnhofsgebäude hat sich eine große Menschentraube gebildet. Reisende warten auf Auskunft, wann sie wieder in den Hauptbahnhof gehen dürfen, viele telefonieren, um ihre Verspätung anzukündigen — oft mit mulmigem Gefühl: Erst am Vortag war am Berliner Hauptbahnhof ein mutmaßlicher Brandsatz gefunden worden.

14.25 Uhr Die Bundespolizei gibt den Bahnhof wieder für den Verkehr frei. "Die Auswirkungen der Sperrung für den Zugverkehr waren extrem", sagt ein Bahnsprecher. "35 Züge hatten im Schnitt 20 Minuten Verspätung, drei Züge wurden umgeleitet, sieben fielen aus."

(RP/rl)
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