Oberbürgermeister-Wahl in Krefeld Der Favorit ist jetzt Frank Meyer

Krefeld · Seit Sonntagabend heißt der Favorit für das Amt des Oberbürgermeisters Frank Meyer. Der SPD-Politiker hat das Rennen klar für sich entschieden; sein CDU-Mitbewerber Peter Vermeulen hatte auch in Bezirken, die eher als CDU-Hochburg gelten, Mühe zu punkten.

Krefeld: Frank Meyer freut sich über "fantastisches Ergebnis"
7 Bilder

Wahl in Krefeld: SPD freut sich über "fantastisches Ergebnis"

7 Bilder

Klar gewonnen hat Vermeulen am Ende nur in Krefeld-Ost. Auch in Benrad-Forstwald lag er mit 40,44 Prozent nur hauchdünn vor Meyer (40,19 Prozent). Ob er aus dieser Position heraus das Ruder für die Stichwahl in 14 Tagen noch herumreißen kann?

Die grüne Sensation blieb aus in Krefeld. Thorsten Hansen kam auf achtbare 14,97 Prozent und holt damit mehr als die Grünen bei der Kommunalwahl 2014 (11,2 Prozent), aber der Geheimfavorit, als der er von einigen schon gehandelt worden war, ist er eben nicht. Dass man ihm überhaupt so viel zutraute, hat wohl eher mit dem ruckelig laufenden Wahlkampf von Peter Vermeulen zu tun: Er, der ehemalige Unternehmer, ist in Kernelementen seiner Botschaft nicht ganz weit entfernt von Thorsten Hansen, dem IT-Manager: Ich komme aus der Wirtschaft, ich kann wirtschaften. Und man konnte durchaus Planspiele von potenziellen Vermeulen-Wählern hören, die sich fragten, ob Hansen als a-typischer Grüner von Vermeulens ungeschicktem Wahlkampf profitieren würde. Vermeulen ist gewinnend vor allem im persönlichen Gespräch; auf der Bühne wirkte er zuweilen hölzern, manchmal arrogant — und er hat Fehler gemacht: Hat ohne Not den Anschein erweckt, mit den Gewerkschaften gegen Rheinblick Front zu machen — als ob ein Gewerkschafter ihn deshalb wählen würde. Und er hat Frank Meyer einmal persönlich angegriffen — gegen seine erklärte Strategie, genau das zu vermeiden. Vermeulen ist in eine typische Wahlkampffalle getappt: Er ist nicht wirklich bei sich geblieben. So mag mancher, der mit Vermeulens Art nicht warm wurde, den Grünen gewählt haben, aus Trotz.

Darauf stützt sich Vermeulens Hoffnung, in der Stichwahl eine Chance zu haben. Nun ja, das ist zumindest eine kühne Hoffnung. Die Stimmen der Kleinen werden wohl eher an Meyer gehen: Der Satire-Wahlkämpfer Michael Heepen hat mit einem Quatsch-Wahlkampf immerhin 1353 Stimmen geholt — so kann man die Verachtung für die Demokratie auch mit einer freien Wahl ausdrücken. Sandra Leurs holte 988 Stimmen und der Tierschützer Sven Fucker 1053. Frank Meyer hat sich nach einem fehlerfreien Wahlkampf 6787 Stimmen Vorsprung vor Vermeulen erarbeitet. Auf Hansen entfallen 10 383 Stimmen. Um eine Chance zu haben, müsste Vermeulen fast das komplette Hansen-Lager zu sich herüberziehen. Die entscheidende Frage ist, ob Hansens Wähler wirklich zum Großteil abgefallene Vermeulen-Wähler sind.

Nimmt man das Ergebnis der Kommunalwahl 2014, so hat Hansen damit, dass er im Lager der Schwarzen gefischt hat, knapp vier Punkte dazugeholt. Das sind vielleicht 3000, 4000 Stimmen. Meyer wird im zweiten Wahlgang aber auch noch dazugewinnen, denn es gibt genügend strukturlinke grüne Wähler, es gibt überhaupt ein linkes Lager in Krefeld, das im Zweifel SPD wählt. So wird es Vermeulen schwer haben bei der Stichwahl. Dass FDP-Fraktionschef Joachim Heitmann im WDR demonstrativ den Grünen Hansen zu seinem Wahlergebnis gratuliert und für Vermeulen nur ein "Das kommt davon" übrig hat, ist auch bezeichnend. Vermeulen hat offenbar einen Flügel der Bürgerlichen verloren. Warum die FDP nun triumphiert, bleibt ihr Geheimnis: Glauben die Liberalen eigentlich, sie bekommen mit einem SPD-Oberbürgermeister Meyer auch nur im Ansatz den Spar- und Reformkurs im Rathaus, den sie sich wünschen? So wird es Vermeulen schwer haben, seine Truppen im zweiten Durchgang zu sammeln. Es gilt: Vorteil Meyer. Er hat die besten Chancen, neuer Oberbürgermeister von Krefeld zu werden.

(vo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort