Krefeld Festival der Jazz-Trios auf Burg Linn

Krefeld · Zum 31. Mal lud der Jazzkeller an die Burg Linn zum "Jazz an einem Sommerabend". Trotz besten Wetters kamen weniger Besucher als früher - die Bands überzeugten aber mit Spielfreude.

 Prächtige Kulisse: Im Hintergrund die illuminierte Burg, vorne die Bühne.

Prächtige Kulisse: Im Hintergrund die illuminierte Burg, vorne die Bühne.

Foto: Wouter Schenk

Freundlicher konnte das Wetter nicht sein zum "Jazz an einem Sommerabend", der am Samstag auf der Vorburg in Linn mit Top-Acts der Szene lockte. So herrschte entspannte Stimmung, als das Trio Slavin/Eldh/Lillinger, verstärkt um den Trompeter Ralph Alessi, sein Set begann. Da konnte Drummer Christian Lillinger es sich leisten, ziemlich lange so zu tun, als hätte er - von einem simplen Grundschlag abgesehen - sein Repertoire vergessen, bis es endlich hieß: "Leinen los!", was sich Alessi nicht zweimal sagen ließ. Was folgte, war eine spannungs- und abwechslungsreiche Hommage junger Musiker an die Tugenden des Bebop. Das fetzte und swingte, nicht zuletzt bei Petter Eldh am Bass, legte aber auch kontemplative Passagen ein, offenbarte die spieltechnische Brillanz jedes Einzelnen, artete aber nie in akrobatischen Selbstzweck aus, sondern diente dem Geist des Kollektivs. Trefflich harmonierten auch Wanja Slavin am Altsaxophon und der italienische Gast.

Als Luxus-Variante des Jazzkellers bezeichnete Ola Kvernberg das Rasenrund vor der Burgkulisse und bescherte ihm einen faszinierenden Einstieg. Typische Elemente klassischer, indischer Sitar-Melodik erklangen auf der Violine, während der famose Steinar Raknes am Bass und vor allem Erik Nylander am Schlagzeug ihren Leader in den langgezogenen Intervallen arabischer Rhythmik wogen. Gemeinsam erreichten sie eine traumhafte Intensität, die allerdings nicht das ganze Set über anhielt. Nachdem Kvernberg bewiesen hatte, dass der Jazz nach längerer Pause wieder einen großartigen Geiger hat, kam zwar von Raknes noch prickelnde Spannung, insgesamt aber ermattete das Trio vorzeitig, was ihm von den Zuhörern aber nicht übel genommen wurde.

Denen ging es auch im Übrigen gut. Das Nebeneinander von Fleischeslust am Grill des Jazzkeller-Teams und den vegetarisch/veganen Speisen der "Salt'n Pepper"-Küche sowie die reiche Getränkeauswahl kamen bestens an. Als Headliner bestritt schließlich das Steve Lehman Trio aus New York sein Set und bestätigte im Wesentlichen den Eindruck, den es in derselben Besetzung bereits 2012 im Jazzkeller hinterlassen hatte. Damion Reid am Schlagzeug war der eigentliche Star des Abends, ein wahrer Zauberer, ganz besonders, wenn er mit Klöppeln spielt. Bassist Matt Brewer war auch diesmal vor allem der dienstbare Geist im Trio, und Steve Lehmann brillierte als technischer Meister des Altsaxophons, an dem man jedoch nach wie vor die emotionale Kraft des Jazz vermisst. Dennoch war es ein erfreuliches Jazz-Fest.

(RP)
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