Krefeld Glücksfall für den Restaurator: Lack von 1955

Krefeld · Gut zweieinhalb Jahre nach dem Brand der großen Gemeinschaftshalle in Gellep-Stratum ist Hobby-Schrauber Joachim Jödicke wieder dabei, einen alten Käfer zu restaurieren. Sein erstes Projekt war vor 36 Jahren ein Carman Ghia Cabrio.

 Vorn das Chassis, hinten der Aufbau des 50 Jahre alten Käfer-Cabrios mit Joachim Jödicke. "Die Original-Käfer-Farbe stammt von 1955 und war die erste Metallicfarbe von VW", erklärt der Uerdinger.

Vorn das Chassis, hinten der Aufbau des 50 Jahre alten Käfer-Cabrios mit Joachim Jödicke. "Die Original-Käfer-Farbe stammt von 1955 und war die erste Metallicfarbe von VW", erklärt der Uerdinger.

Foto: Thomas Lammertz

Die in 30 Jahren zusammengetragene Sammlung von Ersatzteilen, ein VW Käfer Cabrio ein Carman Ghia Cabrio und ein Carman Ghia Coupé hatte allein Joachim Jödicke verloren, als im März 2014 die große Gemeinschaftshalle von 16 Hobby-Schraubern in Gellep-Stratum abgebrannt war. "Das war ein Wert von rund 50.000 Euro für mich. Insgesamt lag der Schaden damals bei rund einer Million", blickt der gelernte Schuhmachermeister ungern zurück und weist auf die entsprechenden Zeitungsberichte. Heute geht er wieder gemeinsam mit seinem Freund Frank Reintges - beide wurden übrigens am selben Tag in Uerdingen geboren - in einer kleinen Halle in Oppum seinem Hobby nach.

Dort stehen derzeit das Chassis und der Aufbau eines Käfers von 1966, der bis zur Jahresfahrt mit seinem Käfer-Cabrio-Club Niederrhein im Juni 2017 fertig sein muss. "Wenn es soweit ist, sind zweieinhalb Jahre vergangenen, in denen ich jeden Samstag und an freien Tagen jeweils vier bis fünf Stunden daran gearbeitet habe", blickt Jödicke ein gutes halbes Jahr nach vorn. Diesmal war er an der Reihe, die Tour über ein verlängertes Wochenende für 15 Vereinskameraden zu organisieren, die dann in den Harz führen wird.

 Spriegel ist die Bezeichnung für die Holzelemente, an denen das Textilverdeck befestigt wird. Auch hier waren Restaurierungsarbeiten nötig.

Spriegel ist die Bezeichnung für die Holzelemente, an denen das Textilverdeck befestigt wird. Auch hier waren Restaurierungsarbeiten nötig.

Foto: Lammertz Thomas

Seine Begeisterung für die Käfer-Cabrios hat er seinen Schwestern zu verdanken, die beide damals solche Volkswagen fuhren. "Da musste der kleine Bruder schon als 16-Jähriger ran, wenn es etwas zu reparieren gab", sagt Jödicke. Mit 18 Jahren kaufte sich der heute 52-Jährige seinen ersten Carman Ghia. Nach zweijähriger Arbeit war aus dem Schrottauto sein erster Zweit- und Spaßwagen geworden. Inzwischen hat er acht alte Käfer, 1600er und Carmans restauriert und für das nächste Projekt wieder verkauft.

Den Aufbau des jetzt in Arbeit befindlichen Käfer-Cabrios hat er zerlegt, gesandstrahlt, geschweißt, wieder zusammengebaut, grundiert und in einem ganz seltenen Metallic-Braunton lackieren lassen. "Diese Original-Käfer-Farbe stammt von 1955 und war die erste Metallicfarbe von VW", erzählt Jödicke stolz. Wie mit dem Aufbau ist er auch mit dem Chassis verfahren. An dem Aufbau des 50 Jahre alten Käfers befinden sich am Dach Teile aus Holz: Diese Spriegel genannten Elemente dienen der Befestigung des Textilverdecks. Weil sie marode Stellen aufwiesen, musste der Hobby-Schrauber sie ausschleifen und ersetzen.

Das kleine Lager der Hobby-Werkstatt ist wieder sehr ansehnlich mit Ersatzteilen gefüllt. "Man sammelt, was man kriegen kann", sagt Jödicke: "Der Sechs-Volt-Scheibenwischer hier ist 60 Jahre alt. Ganz schwer zu finden sind auch dieser Hupenring und diese verchromte Cabrio-Seitenscheibe."

Wer sich für Käfer-Cabrios interessiert, kann sich gern zum Stammtisch des Käfer-Cabrio-Clubs Niederrhein einfinden, der jeden ersten Sonntag im Monat um 19 Uhr im Restaurant Hagschinkel an der Duisburger Straße in Uerdingen beginnt.

(RP)
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