Krefeld Mit dem Trecker zur Demo nach Berlin

Krefeld · Der Krefelder Landwirt Ralf Pauelsen ist gestern zusammen mit seinem Sohn Sam zu einer Sternfahrt nach Berlin aufgebrochen. Dort protestieren Bauern aus ganz Deutschland gegen die negative Darstellung ihres Berufszweiges.

 Vater Ralf Pauelsen und Sohn Sam gestern auf dem Eumeshof kurz vor dem Start nach Berlin. Beide werden dort am Samstag für mehr Akzeptanz für die Landwirtschaft demonstrieren. Im Hintergrund die beiden Traktoren, mit denen sie unterwegs sind: links ein Case Maxxum von 1995, rechts ein moderner Fendt mit 280 PS.

Vater Ralf Pauelsen und Sohn Sam gestern auf dem Eumeshof kurz vor dem Start nach Berlin. Beide werden dort am Samstag für mehr Akzeptanz für die Landwirtschaft demonstrieren. Im Hintergrund die beiden Traktoren, mit denen sie unterwegs sind: links ein Case Maxxum von 1995, rechts ein moderner Fendt mit 280 PS.

Foto: KBS

Die beiden Trecker spiegeln Technikgeschichte wider: Vater Ralf (49) wird in einem 30 Jahre alten "Case Maxxum" unterwegs sein, Sohn Sam (20) fährt in einem neuen Fendt mit sagenhaften 280 PS. Rasen wird dennoch keiner von beiden, auch wenn Vater und Sohn Pauelsen gestern, 12 Uhr, zu einer Sternfahrt ins 600 Kilometer entfernte Berlin aufgebrochen sind.

Dort soll am Samstag auf dem Washingtonplatz am Hauptbahnhof eine Demonstration stattfinden; mindestens 200 Landwirte aus ganz Deutschland werden mit ihren Treckern erwartet. "Über Landwirte und Landwirtschaft wird in der Öffentlichkeit fast nur negativ berichtet; wir wollen dagegen protestieren und einladen: Redet mehr mit uns und nicht über uns", sagte gestern Ralf Pauelsen im Gespräch mit unserer Redaktion.

So lautet dann auch das Motto der Aktion, die im nun dritten Jahr stattfindet: "Wir machen euch satt! Redet mit uns statt über uns!" Pauelsen weist etwa auf die landschaftspflegerische Leistung der Landwirte hin - und darauf, dass in der Landschaft die Landwirte leben, über die so oft geredet wird und mit denen man jederzeit direkt sprechen kann. "Wenn Sie in Krefeld und Umgebung mit dem Rad unterwegs sind, dann sehen Sie die Landwirtschaft. Und uns. Wir sind nicht böse, wir sind ansprechbar und antworten auf alle Fragen, auch auf kritische."

Beim Thema Gülle zum Beispiel kann Pauelsen nicht verstehen, warum immer wieder behauptet werde, dass die Landwirte ihre Felder überdüngten. "Für den Landwirt ist Gülle ein Kostenfaktor, und er wird den Teufel tun, mehr als unbedingt nötig aufzutragen", sagt er. Landwirtschaft im Rheinland ist meist noch Familienangelegenheit - so wie bei den Pauelsens. "Wir bewirtschaften unseren Hof in fünfter Generation", berichtet Vater Ralf. Neben seinem Sohn Sam arbeitet auch seine Frau Agnes mit; das 40 Hektar umfassende Anwesen ist ein Grünland-Betrieb mit Pferdepension. "Zusätzlich haben wir Ställe für Schweine und Kühe an Nachbarn verpachtet", berichtet Pauelsen, "wir arbeiten in Orbroich noch viel zusammen." Er betont, dass sich die Landwirtschaft und das Gesicht der Höfe immer wieder stark verändern. "Man muss mit der Zeit gehen", sagt er, "mein Vater hat noch Schweine gehalten, ich hab sie 'rausgeschmissen" - Anforderungen des Marktes wandeln sich demnach rasch.

Die Demonstration in Berlin ist die dritte Hauptstadtdemonstration im Zuge der Kampagne "Wir machen euch satt!" Sie wird flankiert von regionalen Veranstaltungen - so findet am 21. Januar parallel zu der Demo in Berlin auch auf dem Marktplatz in Neuss eine Kundgebung rheinischer Landwirte statt.

Das Treffen der Trecker vollzieht sich am Rande der Landwirtschaftsmesse "Internationale Grüne Woche" in Berlin. Ralf Pauelsen wird auch auf der Messe selbst aktiv: Dort ist in einer Halle ein Musterbauernhof aufgebaut, auf dem der Orbroicher als "Agrarscout" Ansprechpartner für Messebesucher ist und Fragen beantwortet. Pauelsen hat das schon im vergangenen Jahr mit viel Freude gemacht. Öffentlichkeitsarbeit für Leben und Arbeiten auf dem Bauernhof ist für die Familie seit langem selbstverständlich. 2004 haben die Pauelsens in der RTL-Reihe "Ich tausche meine Familie" mitgemacht - Agnes ist damals in eine Familie in der Stadt gewechselt. "Wird Tausch-mutter Agnes sich bei den Städtern wohlfühlen, oder sehnt sie sich bald auf ihren Bauernhof zurück?", hieß es damals in der RTL-Werbung für die Sendung. Man darf, ohne die Sendung gesehen zu haben, antworten: Sie wird sich nach Orbroich zurückgesehnt haben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort