Krefeld Operette kommt als bunte Revue der Sechziger Jahre ins Studio

Krefeld · Am Pfingstsamstag hat "Wär' nur die Sehnsucht nicht so groß" Premiere in der Heeder. Tenor Carsten Süss' Regie-Debüt erzählt von jüdischen Komponisten.

 James Park als John Jong liegt Debra Hays als Deborah Seligman zu Füßen. Die Operettenrevue spiegelt die Zeit der 60er Jahre.

James Park als John Jong liegt Debra Hays als Deborah Seligman zu Füßen. Die Operettenrevue spiegelt die Zeit der 60er Jahre.

Foto: Matthias Stutte

Auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Kunstgattungen steht die Operette seit Jahrzehnten ganz oben. Doch es geht ihr wie den Bluejeans - oft totgeredet, zwischendurch mal ein wenig aus der Mode gekommen, aber für eingeschworene Fans quietschlebendig. Eine neue Spielart des Klassikers wird am Pfingstsamstag seine Premiere auf der Bühne der Fabrik Heeder erleben: "Wär' nur die Sehnsucht nicht so groß" ist eine Revue, mit der das Genre Operette eine Frischzellenkur erhalten soll.

Regisseur des Abends ist Carsten Süss. Es ist die erste Inszenierung des Tenors, den das Publikum als Sänger in "Mazeppa" und "Rienzi" erlebt hat. Und er hat die Revue auch geschrieben, im Auftrag des Gemeinschaftstheaters. "Carsten Süss versteht sich auf kluge Dialoge und hat ein Gefühl für Personenentwicklung", sagt Operndirektor Andreas Wendholz. Versteckte Doppeldeutigkeiten, leichte Frivolitäten und der Widerspruchsgeist aus den 1930er Jahren, sagt Wendholz, werden hier wiederbelebt.

Im Mittelpunkt stehen berühmte Klänge jüdischer Emigranten: Oscar Straus, Leo Fall, Emmerich Kálmán oder Paul Abraham haben die große Zeit der deutschen Operette vor dem Ersten Weltkrieg maßgeblich geprägt und dabei die kritischen Töne gepflegt. Die Nazis haben ihre Musik als "entartet" verboten. "Die jüdische Operettentradition ist abgebrochen. Aber wir wollten keinen traurigen Abend machen", sagt Wendholz. Eine Revue im Stil der 60er Jahre soll die Werke strahlen lassen: Erzählt wird die Geschichte von Deborah Seligman. Die Witwe eines jüdischen Emigranten aus Wien lebt in New York. Früher hatte sie ein Schallplattengeschäft, davon sind ihr nur einige Operettenplatten geblieben. Diese Melodien erklingen nun: Debra Hays, Janet Bartolova und Matthias Wippich aus dem Musiktheaterensemble treffen auf James Park, Amelie Müller, Manon Blanc-Delsalle vom Opernstudio. Es musizieren Mitglieder der Niederrheinischen Sinfoniker.

Premiere Sa. 23. Mai, 20 Uhr, Fabrik Heeder, Karten: Tel. 02151 805125.

(RP)
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