Krefeld Rückkehr des Uhus: Sensationsfund in Oppum

Krefeld · Naturschützer reagieren mit ungläubigem Staunen: Auf dem Haseldonk in Oppum ist ein verletzter Uhu gefunden worden - es ist die erste Sichtung dieses Tieres in Krefeld seit Menschengedenken.

 Schwer verletzt auf dem Haseldonk: Morgens um sieben entdeckte ein Anwohner den Vogel, der reglos auf der Straße hockte. Ausgewachsene Uhus haben eine Körperlänge von 70 Zentimeter und 188 Zentimeter Spannweite.

Schwer verletzt auf dem Haseldonk: Morgens um sieben entdeckte ein Anwohner den Vogel, der reglos auf der Straße hockte. Ausgewachsene Uhus haben eine Körperlänge von 70 Zentimeter und 188 Zentimeter Spannweite.

Foto: hup-pri

Der erste Satz von Nabu-Mitbegründer und Vogelkenner Ernst Schraetz lautete: "Im ersten Augenblick kann ich das nicht glauben. Das wäre der erste Nachweis für Krefeld." Schraetz meinte die Nachricht, dass in Oppum auf der Straße Haseldonk ein verletzter Uhu gefunden worden ist. Der schöne Greifvogel ist vom Aussterben bedroht. Dennoch keimt Hoffnung, dass der große Nachtjäger auch bei uns wieder heimisch wird. "Der Uhu ist langsam wieder auf dem Vormarsch", sagt Schraetz auch. Dennoch gilt der Fund von Oppum bei Ornithologen als Sensation.

Dabei ist die Geschichte des Fundes eher tragisch: Morgens gegen sieben hatte ein Fußgänger, der mit seinem Hund unterwegs war, das Tier entdeckt - zunächst hielt er es für eine Plastiktüte, die da auf dem Boden lag. Beim zweiten Hinsehen wurde ihm klar: Es ist ein Tier, ein verletzter Vogel. Er reagierte umgehend: Holte seinen Wagen und stellte ihn schützend vor das reglos hockende Häufchen Elend und alarmierte dann seinen Nachbarn, den Tierarzt Günter Huppert.

"Wir dachten zuerst, es sei eine Waldohreule", berichtet Huppert, "man konnte das Tier kaum erkennen, weil es zusammengekauert am Boden hockte." Er barg den schwer verletzten Vogel schließlich: Legte eine Decke über ihn, um ihm Stress zu ersparen, und setzte ihn vorsichtig - die Hände mit Handschuhen geschützt - in einen Karton. "Bei Greifvögeln sind vor allem die Krallen verletzungsgefährlich", sagt Huppert, "weniger das Hacken oder Beißen mit dem Schnabel."

Als es Huppert dämmerte, dass das Tier vor seinen Augen auch ein Uhu sein könnte, war er "sehr überrascht". Einen solchen Fund dürfe man nicht einfach mit nach Hause nehmen - man müsse die Untere Landschaftsbehörde informieren, sagt Huppert weiter. Nach Rücksprache mit den zuständigen Stellen brachte er das Tier schließlich am Vormittag zum Zoo. Dort wurde und wird es von Zootierärztin Stefanie Markowski versorgt. Auch sie und Zoosprecherin Petra Schwinn (eine Biologin) sind sich nahezu sicher, dass es sich tatsächlich um einen jungen Uhu handelt, der vermutlich in diesem Jahr geschlüpft ist.

Das Tier wurde strikt abgeschirmt, auch ein Foto im Zoo war nicht möglich, um jede Aufregung für den kostbaren Patienten zu vermeiden. Ob der Vogel überlebt, ist unsicher. Tierarzt Huppert meint, dass er im Brustbereich und an den Greifen Verletzungen erlitten habe.

Die Straße Haseldonk liegt auf der Grenze zwischen Oppum und Fischeln rund 100 Meter vom Fischelner Bruch entfernt. Ob dieses Gebiet wirklich die Heimat des jungen Uhus war, ist unklar. Nach Nabu-Angaben sollen auch in der Rheinaue Friemersheim Uhus gesichtet worden sein.

Generell sagen Naturschützer, dass der Uhu wieder auf dem Vormarsch sei. Zwei Ornithologen in Xanten haben das Projekt "Uhu am Niederrhein" ins Leben gerufen, das die Ansiedlung von Uhus in der Region zum Ziel hat - 2007 soll es acht Paare am Niederrhein gegeben haben. Laut Nabu gibt es auch in den Niederlanden schon brütende Uhus. 2005 habe es einen Ansiedlungsversuch mit einem Männchen in Geldern gegeben - das Tier hat sich aber tödlich an einer Stromleitung verletzt. Ein weiteres Tier hielt sich 2005 an der Issumer Fleuth in Geldern auf. Inzwischen ist der Uhu Brutvogel mit einigen Paaren an Baggerlöchern im Kreis Kleve.

Naturschützer Ernst Schraetz berichtet, dass die nachtaktiven Tiere überaus scheu sind und sich tagsüber perfekt zu tarnen wissen - deshalb kann es durchaus sein, dass Uhus auf Krefelder Gebiet leben und brüten und bislang nicht bemerkt wurden.

(RP)
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