Krefeld Seifenkistenrennen mit Rekordbeteiligung
Krefeld · 32 Teilnehmer und rund 60 Seifenkisten bedeuteten gestern auf dem Hülser Berg einen neuen Rekord. Das beliebte Spektakel wurde zum Familienfest mit Picknick und bester Stimmung.
Nach teils monatelangen Bastelarbeiten, schweißbedeckten T-Shirts und zahllosen Probefahrten ist es endlich soweit: Der Traum-Bolide steht am Hülser Berg, auf der Motorhaube die Startnummer. Die Fahrer warten nervös darauf, mit der eigenen Seifenkiste die Piste hinunterrasen zu dürfen. Die Jahre zuvor konnte das Rennen sehr zum Leidwesen der Krefelder Bürger nicht stattfinden. Umso mehr konnte sich der städtische Fachbereich Jugendhilfe als Ausrichter darüber freuen, in diesem Jahr einige Sponsoren für das Rennen gefunden zu haben. Bewertet wurden neben der Geschwindigkeit auch die Originalität der Seifenkiste und die der Fahrer.
Und da gab es einiges an tollen Einfällen zu bewundern. "Queer Baldur" zum Beispiel, die Kiste des "together"-Jugendtreffs von der Neuen Linner Straße, als Einhorn mit einer zerzausten, bunten Mähne und seiner Fahrerin Nele (18), die gemeinsam mit Tolga (17) die Kiste zum Startblock schiebt, wo es gleich auf die 500 Meter lange Rennstrecke bergab geht.
"Die Strecke ist mit einer S-Kurve anspruchsvoller als andere in der Umgebung", sagt Gerhard Ackermann, Leiter des städtischen Fachbereichs Jugendhilfe. Daher finden voher Probeläufe statt, und die Kisten müssen eine technische Abnahme durchlaufen. Das alles scheint die Jungs vom Rockmusikprojekt des Freizeitzentrums Süd nicht zu kratzen: Mit einem Live-Sound nach Vorlage des Ohrwurms "Highway To Hell" der Band AC/DC geht es mit einem gesamten "Tonstudio" auf der Seifenkiste und mit insgesamt 400 Kilogramm Gewicht tatsächlich den Berg runter. Luis Ribeiro und Martin Gabriel, Leiter der Einrichtung, haben das Siegerfahrzeug des letzten Seifenkistenrennens von 2012, den "Roten Bus", nun zu dieser "singenden Seifenkiste" umgebaut - mit aufwendigem Stahlrohrrahmen und Rädern und Bremsen eines Motorrollers.
Eine kleine Gruppe kreischender Kinder stoppt beim Rundgang im Fahrerlager vor einer "Minion-Seifenkisten", jener kleinen gelben Kultgestalten, bekannt aus einem US-amerikanischen Animationsfilm. "Unser Team hat für die Kiste zweieinhalb Wochen gebraucht", sagt Sandra Hillesheim, Leiterin des Jugendhauses Casablanca.
Einige ältere Fans stehen weiter vorn bei der "Wilden Hilde", einem Seifenkisten-Huhn, unter dem ein Käfer-Lenkgetriebe sitzt. Fahrer Marlon (11) geht mit seinen Eltern Christian und Gabriele letzte Anweisungen durch, und dann geht es unter lautem Gegacker aus dem Mikro auch schon sausend abwärts.
Viele Besucher suchten sich angesichts der fast schon tropischen Hitze gerne abseits des Trubels und der Hektik an der Rennpiste das ein- oder andere schattige Plätzchen unter einem Baum zum gemütlichen Familien-Picknick.