Krefeld Zur Sonnenfinsternis fahren Stadtwerke Sonderschichten

Krefeld · Die Stadtwerke wollen Störungen bei der Stromversorgung abfangen. Grundschul-Eltern können ihre Kinder am Freitag zu Hause lassen, wenn sie fürchten, dass die Kleinen unbeobachtet in die Sonne schauen könnten.

 Voller Computertechnik: Blick in die sogenannte Stromleitwarte der SWK. Von dort aus lässt sich die Stromversorgung Krefelds lückenlos überwachen.

Voller Computertechnik: Blick in die sogenannte Stromleitwarte der SWK. Von dort aus lässt sich die Stromversorgung Krefelds lückenlos überwachen.

Foto: Foto. SWK

Die Stadtwerke Krefeld (SWK) richten am Freitag für die Dauer der Sonnenfinsternis Sonderschichten in der sogenannten Netzleitwarte ein und erhöhen die personelle Besetzung, um für mögliche Störungen der Stromversorgung gerüstet zu sein. Die Stromleitwarte ist das Herzstück und die Schaltzentrale der Stromversorgung - von dort aus lässt sich die Stromversorgung lückenlos überwachen. "Wir wissen dort zu jeder Zeit, wie wo wie viel Strom fließt", erläutert SWK-Sprecher Dirk Höstermann auf Anfrage, "und wir können dann sofort auf Schwankungen oder Stromausfälle reagieren."

Den technischen Hintergrund erläutert Uwe Linder, Geschäftsführer der SWK SETEC GmbH: "Wenn die Sonne wegbleibt, bricht die Solarstromerzeugung ein, und es müssen kurzfristig Ersatzkapazitäten zur Verfügung stehen, um für die notwendige Stabilität im Netz zu sorgen. Dabei spielt auch das Wetter eine Rolle." Bei strahlendem Sonnenschein ist der Stromabfall besonders hoch, und so hofft man bei der SWK auf einen bewölkten Tag: "Dann ist die Differenz zwischen zuvor vorhandener und dann plötzlich nicht mehr vorhandener Leistung nicht so groß", sagt Linder.

Kritisch ist auch die zweite Hälfte der Sonnenfinsternis. Dann werden binnen kurzer Zeit bundesweit bis zu 19 000 Megawatt ins Netz eingespeist, weil die Photovoltaikanlagen wieder anfahren - und das zur Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht. "Das entspricht einer Leistung von etwa 19 Großkraftwerken", erläutert Linder. Die zuvor wegen fehlender Sonne zugeschalteten konventionellen Kraftwerke müssen dann rasch wieder abgeschaltet werden, um nicht zu viel Strom im Netz zu haben und so einen Stromausfall zu verursachen.

Zur Sonnenfinsternis 2015 fahren Stadtwerke Sonderschichten
Foto: Shutterstock.com/ Alhovik

Die SWK steht in engem Austausch mit den Übertragungsnetzbetreibern, also den Unternehmen, die das überregionale Stromnetz betreiben und durch Zu- und Abschaltungen von Energie für die Stabilität im Netz sorgen, und mit den größeren Stromeinspeisern in Krefeld. "Den privaten Photovoltaikanlagen-Betreibern in Krefeld empfehlen wir, nichts zu unternehmen. Die knapp 1300 ans Krefelder Stromnetz angeschlossenen Photovoltaikanlagen haben eine Gesamtleistung von 23 Megawatt - sie haben zum Zeitpunkt der Sonnenfinsternis damit nur einen geringen Einfluss auf die Einspeiseschwankungen", erklärt Linder.

Auch Krefelds Schulen bereiten sich auf die Finsternis vor - bei ihnen geht es vor allem darum zu verhindern, dass Kinder und Jugendliche in unbeobachteten Momenten das tun, was man auf keinen Fall tun soll: ohne Spezialbrille direkt in die Sonne schauen. Das NRW-Schulministerium hat dazu Sicherheitshinweise veröffentlicht; unter anderem heißt es: "Die Lehrkräfte führen aktiv Aufsicht, geben den Schülerinnen und Schülern Hinweise zur Benutzung des Sichtschutzes und informieren über die Gefahren."

Eltern, die fürchten, dass ihre Kinder vielleicht doch den Blick in die Sonne riskieren, können ihre Kinder an diesem Vormittag zu Hause lassen. "Das Schulgesetz sieht diese Möglichkeit grundsätzlich vor", erläutert Birgitt Grotenhaus, Schulleiterin der Jahn-Grundschule. Sie hat die Eltern in einem Brief auf diese Möglichkeit hingewiesen.

(RP)
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