Kreis Heinsberg AOK: Langzeitkrankenstand erhöhte sich stetig

Kreis Heinsberg · "Diese Entwicklung betrachten wir als besorgniserregend", heißt es von der AOK für den Kreis Heinsberg.

 Gregor Mertens, Institut für betriebliche Gesundheitsförderung.

Gregor Mertens, Institut für betriebliche Gesundheitsförderung.

Foto: ilg (Archiv)

Der Gesamtkrankenstand der versicherungspflichtig Beschäftigten, die Mitglieder der AOK sind und in Unternehmen im Kreis Heinsberg arbeiten, ist 2014 gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Dies gab Gregor Mertens vom Institut für betriebliche Gesundheitsförderung, einer Tochter der AOK Rheinland/Hamburg, bekannt.

Die statistische Auswertung umfasst 26 671 Beschäftigte. Für diese liegt der Gesamtkrankenstand im Jahr 2014 bei 5,69 Prozent. 2013 waren es noch 5,57 Prozent. Dabei entwickelte sich vor allem der Langzeitkrankenstand, also eine Arbeitsunfähigkeit von über sechs Wochen, negativ, erklärte Gregor Mertens. Blieb der Krankenstand bei einem Ausfall von bis zu sechs Wochen mit 3,86 Prozent konstant, stieg der Langzeitkrankenstand von 1,73 Prozent auf 1,83 Prozent. "Die Entwicklung des Langzeitkrankenstandes betrachten wir als besorgniserregend", sagte Mertens. Der Anstieg des Langzeitkrankenstandes lasse sich schon seit mehreren Jahren beobachten. Durchschnittlich dauerte ein krankheitsbedingter Ausfall im vergangenen Jahr 13,37 Kalendertage. Vor allem mit zunehmendem Alter steige der Langzeitkrankenstand an.

Die häufigsten krankheitsbedingten Ausfälle im Kreis Heinsberg resultieren aus der Diagnosegruppe Muskel/Skelett, unter die Rückenbeschwerden fallen. Darauf folgen Fehltage aus dem Bereich der psychischen Erkrankungen. Gerade hier sieht Mertens einen Grund für den Anstieg der Arbeitsausfälle. Hier liegt die durchschnittliche Dauer des Krankheitsausfalls bei 32,6 Kalendertagen. Die Anzahl der Fälle aus dem psychischen Bereich steigt laut AOK seit dem Jahr 2006 stetig.

Gründe für den Anstieg der psychischen Erkrankungen, die von depressiven Episoden bis zu Angststörungen reichen, sei zum einen ein geändertes Diagnoseverhalten der Ärzte, sagte Heinz Frohn, Regionaldirektor der AOK. Darüber hinaus sei diese Krankheitsart in der Gesellschaft weniger ein Tabuthema. "Auch gestiegene Belastung in der Arbeitswelt ist ein Grund", sagte Frohn.

Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, bedarf es guter Arbeitsbedingungen. Ein Stichwort sei zudem Resilienz, das heißt, die Belegschaften müssen der AOK zufolge psychisch robuster gemacht werden. Um Mitarbeiter bei beruflichen und privaten Problemen zu unterstützen, gibt es Beratungsprogramme und Hilfestellungen wie das "Employee Assistance Program". "Wir stellen fest, dass das Interesse an der betrieblichen Gesundheitsförderung zunimmt", sagte Mertens. Hier gebe es noch Nachholbedarf im Kreis Heinsberg. Die Firmen seien in diesem Bereich aber im Aufwind. Problematisch sei zudem eine Unterversorgung im Bereich der ambulanten Facharztversorgung. Dieses Problem sei auch ein Grund für den erhöhten Langzeitkrankenstand, da die Beschäftigten länger auf einen Termin beim Facharzt warten müssten.

(anek)
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