Fußball Die Hinterkopf-Option Beeck weit früher gezogen als gedacht

Erkelenz · Nach 17 Jahren in Mönchengladbach, Wattenscheid und Krefeld kickt Tobor wieder im Erkelenzer Land.

WEGBERG Vor zwei Jahren, genau gesagt am 22. August 2015, stand für den FC Wegberg-Beeck bei der SG Wattenscheid das erste Regionalliga-Auswärtsspiel der Vereinsgeschichte an. Die Premiere fiel reichlich ernüchternd aus: Die Kleeblätter verloren buchstäblich chancenlos 0:5. Einer der Matchwinner: der gebürtige Hilfarther Sascha Tobor. Außenverteidiger-Kollege Christopher Braun über links und Tobor über rechts agierten als verkappte Außenstürmer, rissen Beecks überforderte Abwehr immer wieder über die Flanken auf. "Das war heute auch unser Matchplan. Der ist voll aufgegangen", frohlockte im Anschluss Coach Farat Toku.

Seit Ende August ist sichergestellt, dass Tobor Beeck nicht mehr schaden kann - im Gegenteil. Da verpflichteten ihn die Kleeblätter, nachdem der 26-Jährige bei Mitaufsteiger KFC Uerdingen aussortiert worden war. "Ich hatte mir in der Vorbereitung nach anderthalb Wochen einen Muskelfaserriss zugezogen. Als ich wieder fit war, durfte ich noch zwei-, dreimal mittrainieren. Dann wurde mir gesagt, dass es für mich schwer werden würde, wieder in den Kader zu kommen - auch wegen der U 23-Regelung", erzählt Tobor. Fortan durfte er erst mal alleine Lauftraining absolvieren. Dann wurde er richtiggehend beurlaubt, vom Trainings- und Spielbetrieb freigestellt.

Beeck bekam davon natürlich Wind - und nahm den vielseitig einsetzbaren Außenbahnspieler mit Kusshand. "Beeck ist der beste Verein in meiner Heimat. Von daher hatte ich den FC als Option schon immer im Hinterkopf. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass ich so schnell hier landen würde."

Denn bislang war Tobor de facto Profi, verdiente mit Fußballspielen seinen Lebensunterhalt. Das war bei der U 23 Borussia Mönchengladbachs so, das war im Anschluss in Wattenscheid so - und im vergangenen Jahr auch in Krefeld. Geprägt haben ihn vor allem die zwei Jahre in Wattenscheid. "Der interne Zusammenhalt da war riesig, trotz der Probleme." Die waren finanzieller Natur - das Gehalt kam bei der chronisch klammen SG häufiger verspätet. "Da war der Kühlschrank buchstäblich mal leer, haben wir uns gegenseitig ausgeholfen. Rücklagen konnte man von dem Gehalt ohnehin nicht bilden", bekräftigt Tobor.

Als 2016 sein Salär auch noch halbiert werden sollte, nahm er die Uerdinger Offerte an - auch wenn er damit erst mal eine Klasse runterging. Die Verbindung zur SG und speziell zu Toku, der den Laden den Problemen zum Trotz als Trainer und Sportlicher Leiter in Personalunion stets zusammenhielt, ist nach wie vor groß. Von daher schaut Tobor auch mit Spannung auf die morgige Mitgliederversammlung der SG, in der große Teile des noch amtierenden Vorstands und Aufsichtsrats nicht mehr kandidieren. Womit vor allem etliche Finanzquellen versiegen - als Folge droht der SG die Insolvenz.

Dessen ungeachtet hält Toku große Stücke auf Tobor, freute sich daher auch sehr, ihn vor kurzem beim Spiel in Beeck wiederzusehen. "Sascha ist ein charakterstarker, guter Junge mit großer Schnelligkeit und starkem Zweikampfverhalten. Er ist einfach ein positiv verrückter Typ, mit dem ich sehr gerne zusammengearbeitet habe."

Letzteres tut nun Friedel Henßen. "Sascha kommt immer besser rein", stellt Beecks Teamchef erfreut fest. Man habe mit Tobor nicht den Fehler gemacht, den man vor zwei Jahren mit einigen Nachverpflichtungen gemacht habe, die man trotz Trainingsrücktands sofort ins kalte Wasser geworfen habe. "Sascha haben wir langsam über Kurzeinsätze rangeführt. Auch er musste ja erst mal seine Rückstände aufholen." Was Tobor selbst so sieht: "Zum letzten Mal über 90 Minuten hatte ich im Mai gespielt. Ich bin zwar schon lange wieder gesund, doch die absolute Fitness, die letzten fehlenden Prozent, kann ich mir nur im Spiel holen."

In Rhynern nun feierte er vergangenen Samstag auf seiner Lieblingsposition hinten rechts, der Stammposition des dort fehlenden Kapitäns Maurice Passage, sein Startelf-Debüt. Dabei hielt er sich mit Vorstößen aber noch zurück, beschränkte sich weitgehend auf die Defensivarbeit. "Das war auch so geplant. Ich finde mich Stück für Stück rein. Klar möchte ich auf Dauer mehr nach vorne machen. Die Linie rauf und runter zu rennen, ist schließlich mein Spiel."

Während Tobor auf dem Platz also langsam rangeführt wurde, vollzog sich seine Integration sehr schnell - nicht nur wegen seines offenen Naturells. "Ein Drittel der Mannschaft kannte ich bereits. Das machte die Eingewöhnung natürlich leichter." Bereits im August ist er nach Hückelhoven gezogen - und damit in die Heimat, nachdem er während seiner Zeit bei der SG in Gelsenkirchen gewohnt hatte und danach nach Mönchengladbach gezogen war. "Gladbach liegt etwa in der Mitte zwischen Krefeld und Hückelhoven. Das passte daher, weil viele meiner Freunde in Hückelhoven wohnen - ebenso mein Papa."

Wie es für ihn nach der Saison weitergeht, weiß Tobor noch nicht. "Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. Ich konzentriere mich jetzt erst mal auf Beeck, halte den Klassenerhalt für möglich. Auch spielerisch können wir mithalten. Wir dürfen nur nicht nachlassen." Eines weiß Tobor aber auch: "Vom Fußball leben kann ich in Beeck auf Dauer nicht." Was nicht automatisch heißt, dass er im Sommer seine Zelte dort wieder abbrechen wird. "Ich kann mir auch vorstellen, im nächsten Jahr mit einer Ausbildung zu beginnen."

(emo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort