Kreis Heinsberg Von der Realschulband bis in die Album-Charts

Bart, Piercing, Tatoos in Fülle, ernste, dezent verwegene Miene - so präsentiert sich Daniel Wirtz auf offiziellen Fotos, und so stellt man sich wohl einen rauen Rockmusiker vor, der mit dem Mainstream wenig zu tun haben will. Dann die Überraschung: Am RP-Telefon gibt sich der 39-Jährige locker, offen, uneitel, grüßt die Heimat, lässt sich geduldig löchern über seinen Werdegang, seine Pläne und das Tauschkonzert-Abenteuer mit Xavier Naidoo - Wirtz, eher "Junge von nebenan" als Raubein.

Seit bald zwei Jahrzehnten geht der Musiker, der einen Sohn hat, unbeirrrt seinen Weg - einen Weg mit Höhen und Tiefen, der ihn mit der Band "Sub7even" ab 1999 sogar auf internationale Festivalbühnen und in die USA führte, bevor er sich 2006 zu einem radikalen Schnitt entschloss und als Solokünstler "Wirtz" mit deutschen Rocktiteln und teils widerborstigen Texten die Clubszene aufmerksam machte.

Dabei war dem Spross aus "gutbürgerlicher" Heinsberger Kaufmannsfamilie die harte Rockkarriere keineswegs in die Wiege gelegt. Im Video auf seiner Homepage erzählt Wirtz von einem eigentlich musiklosen Elternhaus, in dem er auf dem Dachboden eine alte Gitarre fand und darauf rumprobierte. Er spielte dann in der Band der Realschule, mit Kumpels folgten Auftritte im Heinsberger Jugendzentrum Arche und auch Versuche als Straßenmusiker in Heinsberg oder Roermond - fürs Geld gab's Pommes, erzählt Wirtz. Natürlich seien die Eltern anfangs nicht gerade Fans seiner Rock-Ambitionen gewesen. Eine solide Grundlage musste sein, sprich: höhere Handelsschule und Fachabitur, anschließend ein kaufmännisches Praktikum, das die Hintertür zum Studium offen halten sollte - und dann doch den Einstieg in die Profimusikszene ebnete: Wirtz ging zu einer Firma in Herne, die Rockkonzerte organisierte, und knüpfte dort erste Kontakte zur Metal-Szene.

Mit "Sub7even" dann wachsende Popularität mit drei Alben unter dem Dach des Branchenriesen BMG. Wie "Nirvana"-Fan Wirtz heute darüber denkt, liest sich auf seiner Homepage entzaubert. Am RP-Telefon spricht der Wahl-Frankfurter denn auch von einem Markt, "der auf die schnelle Mark setzt und keine Nachhaltigkeit kennt".

Das wollte er ändern - ab 2006 solo unter der Marke WIRTZ mit eigener Plattenfirma und einem Partner, dem Frankfurter Musiker/Produzenten Matthias Hoffmann, der das Geschäft kennt, und Wirtz in seinem Vorhaben unterstützte, in seinen Stücken "vom Leben zu berichten, das er führt - ungefiltert in seiner Muttersprache". Alles selbstverständlich aus eigener Feder.

Bislang veröffentlichte Wirtz vier Studio-Alben. Am Beginn standen 2008 die "Ne Weile her" und das Album "11 Zeugen". Im gleichen Jahr holte Wirtz Silber beim Live Entertainment Award LEA in der Publikumskategorie "Bester Club Künstler des Jahres". Nur ein Jahr später folgte das Album "Erdling" (Single-Auskopplung "L.M.A.A."). "Akustik Voodoo" brachte es 2011 auf Platz 5 der deutschen Album-Charts. 2014 folgte das vierte Album, ein vergleichsweise sanfter "WIRTZ - Unplugged" mit Deutschland-Tour und vollen Clubkonzerten.

Gerade hat Wirtz ein neues Album fertiggestellt und bereitet seine Deutschland-Tour ab September vor. Motto: "Auf die Plätze, fertig, los". Vorher wird Wirtz noch Xavier Naidoos Open-Air-Tour "Frei sein" supporten und dabei unter anderem am 24. Juli im Gladbacher Hockeypark auf der Bühne stehen.

(aha)
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