Baumberg/Urdenbach Die Zonser Fähre auf großer Fahrt

Baumberg/Urdenbach · Die "Niederrhein" tuckerte gestern aus der Werft bei Bonn zurück nach Zons. Am Montag nimmt sie den Betrieb auf.

 Schiffsführer Paul Deumers manövriert die Fähre mit ruhiger Hand auch am Kölnner Dom vorbei.

Schiffsführer Paul Deumers manövriert die Fähre mit ruhiger Hand auch am Kölnner Dom vorbei.

Foto: Dirk Neubauer

Erst kurz vor dem Zonser Heimathafen, nach drei Stunden Fahrt, gönnt sich Paul Deumers eine Extratour. Vor dem Ausflugslokal "Piwipp", vis-a-vis von Monheim, drückt er das Schiffshorn. Das hupt so laut, als sei mindestens ein Eisberg im Weg. Dennoch regt sich am Ufer - nichts. Der unüberhörbare Gruß galt der Wirtin und ehemals jüngsten Fährfrau Deutschlands, Kathi Siepen. "Die schläft bestimmt noch."

So schauen nur ein einsamer Reiher und einige Möwen zu, als die "Niederrhein" nach einem großen Bogen an der Zonser Seite festmacht. Knapp 60 Stromkilometer liegen hinter der Fähre. Die gesamte Strecke von der Werft in Mondorf bei Bonn bis zum seit 45 Jahren angestammten Platz gegenüber der Urdenbacher Kämpe legten Schiff und Besatzung aus eigener Kraft zurück. Nach 14 Tagen Wartungspause startet am Montag, Punkt 6.15 Uhr wieder der Fährbetrieb.

Noch am Morgen lag die 27 Meter lange und 9,50 Meter breite Fähre auf dem Trockenen. Der gesamte Anstrich wurde erneuert, einer der 175 PS (130 KW) starken Motoren ausgetauscht. Inhaber Wolfgang Jansen, Schiffsführer Paul Deumers, Kassierer Uwe Nammert und Maschinenexperte Werner Bley tun so, als sei es ein ganz normaler Vorgang. "So einen Werftbesuch legen wir schließlich alle zwei Jahre ein." Nach einer kleinen Ewigkeit hat das etwas andere Traumschiff wieder eine Handbreit Wasser unterm Kiel.

Okay, hier steht niemand mit ausgebreiteten Armen am Bug. Und statt Kaviar gibt es eine heiße Knackwurst. Dennoch ist die Kurz-Kreuzfahrt etwas Besonderes. Schiffsführer Deumers pendelt seit 33 Jahren zwischen Zons und Urdenbach. Die nächsten dreieinhalb Stunden sind für den Mann mit dem großen Rhein-Patent fast so wie früher. Den Schiffsverkehr voraus und achtern im Blick behalten, dem Rheinfunk lauschen und bei Entgegenkommenden nach der blauen viereckigen Tafel mit dem weißen Licht Ausschau halten. Die Fähre macht knapp 20 Stundenkilometer Fahrt, acht bis zehn Knoten. Plötzlich ertönt ein Warnton. Die Hydraulik der Steueranlage hat laut der Anzeige zu wenig Öl. Wie bei modernen Autos kommt die Warnung so rechtzeitig, dass Kassierer Uwe Nammert aus einem gelben Eimer Öl nachfüllen kann. Mit Spiegel und Taschenlampe kontrolliert er die Bilge. Alles trocken. Und auch der Alarm meldet sich nicht noch einmal. "Da war vielleicht noch irgendwo Luft im System", meint Deumers. "Aber ich hatte doch alles sauber entlüftet", sagt Werner Bley, der im Alter von 79 noch alle Systeme an Bord wartet. So ein Alarm geht gegen seine Mechaniker-Ehre. Bei allem Frotzeln und Erzählen hält Bley die Temperatur und den Öldruck beider Motoren im Auge. Sicher ist sicher. "Vor zwei Jahren mussten wir die Fähre im dichten Schneetreiben überführen. Und prompt ging ein Simmering kaputt."

Ab Köln-Rodenkirchen versucht ein Paddler mit der "Niederrhein" mitzuhalten. Erst nach einiger Zeit fällt er zurück. Vor den Kölner Kranhäusern und dem Dom machen die anderen Gäste Fotos. Inhaber Wolfgang Jansen hat den Neusser Schützenkönig Markus Reipen eingeladen. "Mit insgesamt elf Mann dürfen wir noch fahren." Ab dem zwölften müsste eine Genehmigung für den Personentransport beantragt werden. So aber fährt die Kölner Wasserschutzpolizei vorbei.

(RP)
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