Monheim Kinder basteln Luthers Wartburg

Monheim · Ein Rabe namens Rudi sucht Martin Luther, 130 Kinder helfen ihm dabei und gehen gemeinsam auf die Reise von Mansfeld nach Erfurt. Das war das Szenario beim 31. ökumenische Kinderbibeltag am Samstag in der Baumberger Friedenskirche.

 Auf der Wartburg im thüringischen Eisenach erhielt Luther Zuflucht vor seinen Gegnern. Dort übersetzte er in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Beim Kinderbibeltag schnitten und klebten die Teilnehmer diesen wichtigen Gedächtnisort aus Pappkarton zusammen. Lenny (m.) und die anderen präsentieren stolz ihre Arbeiten.

Auf der Wartburg im thüringischen Eisenach erhielt Luther Zuflucht vor seinen Gegnern. Dort übersetzte er in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Beim Kinderbibeltag schnitten und klebten die Teilnehmer diesen wichtigen Gedächtnisort aus Pappkarton zusammen. Lenny (m.) und die anderen präsentieren stolz ihre Arbeiten.

Foto: RALPH MATZERATH

Im Theaterstück mit dabei ist zum Beispiel die elfjährige Emma. "Vor allem die Geschichte von Luthers Frau Katharina von Bora kenne ich jetzt besser", sagt das Mädchen. Über Luther selbst habe sie schon vorher so einiges gewusst: etwa dass er "die Thesen angeschlagen hat und trotzig gegenüber Kaiser Karl V. war".

Der Mut des Reformators soll nach dem Willen von Pfarrer Peter Becker auch heute noch an die Kinder weitergetragen werden. "Den eigenen Standpunkt vertreten erachte ich für besonders wichtig", sagt der Seelsorger. Luther könne so als Vorbild auch den Jüngsten dienen.

Aber nicht nur der berühmte Thesenanschlag an die Schlosskirche in Wittenberg wurde thematisiert, viel mehr sollten die Kinder auch einen Eindruck von dem damaligen Leben erhalten. "Wir haben einen Kasten gebastelt mit Kräutern, die damals im Kloster angebaut wurden", erzählt die elfjährige Pia. Auch eine Geheimschrift wurde eingeübt. "Mit Blatt, Feder und Wasserfarben haben wir Buchstaben in Zahlen übersetzt", berichtet die achtjährige Frieda.

Kinder haben nach Beobachtung von Annette Gebbers (62) kein Problem, sich mit Personen aus der damaligen Zeit zu identifizieren. "Sie sind nicht so historisch kritisch, wie wir Erwachsenen. Sie denken weniger mit dem Kopf, sondern viel mehr mit dem Herzen", ist die Pfarrerin überzeugt.

"Im Glaube eines Erwachsenen finden sich viele kindliche Züge", sagt Pfarrer Becker. Deshalb sei es wichtig, bereits den Kleinsten die Möglichkeit zu geben, den Glauben näher kennenzulernen. "Viele Kinder haben eine väterliche oder großväterliche Vorstellung von Gott. Das ändert sich im Laufe der Zeit, aber ein väterliches Gefühl bleibt ein Leben lang." Als eine Art Geländer diene der Glaube als Unterstützung im Leben eines Menschen. "Wenn ich auf der Treppe stürze, kann ich mich an dem Geländer immer hochziehen", verdeutlicht der 59-jährige. Ähnlich verhalte es sich bei Schicksalsschlägen im Leben, wo dann der Glaube Halt gibt.

Die Konfession ist dabei nachrangig. "Ob katholisch oder evangelisch spielt bei den Menschen gar nicht mehr eine so große Rolle", meint Becker. Dies gelte er recht beim Kinderbibeltag. Hier können Kinder zwischen vier und elf Jahren den Glauben "ganz individuell für sich entdecken" - zwischen Singen, Beten und Nudeln mit Soße.

Und was wissen die Kinder über die Konfessionen und ihre Unterschiede? "Die Katholiken haben strengere Regeln, und ihre Pastoren dürfen nicht heiraten", sagen Emma und Pia. "Aber beide glauben an den selben Gott", fügt Emma noch hinzu.

Eine wichtige Gemeinsamkeit, die Luther den Menschen nahe bringen wollte und die heute alle Christen verbindet, nennt Pfarrer Becker: "Gottes Liebe ist nicht durch unsere Taten bestimmt, sondern ein Geschenk."

(schüssler)
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