Motorsport Bergmeister in Le Mans auf Platz fünf

Langenfeld/Le Mans · Der Langenfelder Motorsportler hatte beim 24-Stunden-Rennen keine Siegchance, weil der Porsche 911 RSR das Tempo ganz vorne nicht mitgehen konnte. Ein Platz auf dem Podium war aber drin - bis die Technik alle Hoffnungen zerstörte.

 Nachtschicht: Jörg Bergmeister hatte auch bei Dunkelheit keinerlei Probleme, seinen Dienstwagen bis in den Grenzbereich hinein über die Strecke von Le Mans zu bewegen.

Nachtschicht: Jörg Bergmeister hatte auch bei Dunkelheit keinerlei Probleme, seinen Dienstwagen bis in den Grenzbereich hinein über die Strecke von Le Mans zu bewegen.

Foto: Porsche AG

Die Herren bildeten eine Fahrgemeinschaft - was auf der Hand lag. Der Langenfelder Jörg Bergmeister hatte sich schließlich fast eine Woche lang gemeinsam mit dem Österreicher Richard Lietz und dem Dänen Michael Christensen auf die 24 Stunden von Le Mans vorbereitet und dann im Wechsel mit den Werksfahrer-Kollegen das Maximum aus dem Porsche 911 RSR herausgeholt. Dass nur der fünfte Platz heraussprang, löste bei keinem größeren Jubel aus. Die Müdigkeit nach dem irrwitzigen Tag- und Nacht-Marathon machte sich plötzlich doppelt und dreifach bemerkbar. Also wollten die drei am Abend so rasch wie möglich nach Paris ins Hotel, dort Ruhe finden und am anderen Morgen halbwegs ausgeruht den Heimflug antreten. Bergmeister fand natürlich noch die Zeit fürs Gespräch, bat allerdings vorsichtshalber um Nachsicht: "Kann sein, dass ich gleich zu schnarchen beginne. Ich bin unglaublich müde."

Im Renn-Einsatz war das anders, denn die Profis jagten den 470 PS starken Sportwagen in der Klasse LMGTE Pro mit vollem Risiko über die 13,629 Kilometer. "Wir sind immer am Anschlag gefahren", berichtete Bergmeister, "mehr ging nicht. Wir Fahrer haben uns nichts vorzuwerfen, denn wir haben keinen Fehler gemacht. Auch das Team hat alles richtig gemacht." Trotzdem kämpfte die deutsch-dänische-österreichische Kombination mit stumpfen Waffen - weil die siegreiche Konkurrenz aus dem Corvette-Lager in ihrer schnellsten Rennrunde mit 3:54,823 Minuten fast genau zwei Sekunden besser war als der Porsche, der seinen Rekord bei 3:56,863 Minuten setzte. Da lag plötzlich erneut das Dauer-Thema von der Balance of Performance (BoP) auf dem Tisch - ein oft umstrittenes Regelwerk, das die verschiedenen Autos unterschiedlich einzustuft. Daraus können sich Vorteile ergeben - wenn etwa der Luftmengenbegrenzer größer ist, weil sich durch mehr zur Verfügung stehende Luft mehr Leistung erzeugen lässt.

Eine Lücke hatte sich bereits in den drei Qualifying-Einheiten (Zeittraining) aufgetan, weil dem Porsche 1,7 Sekunden zur Bestzeit fehlten. Diese Differenz machte den Fahrern deutlich mehr zu schaffen als Rang sieben, weil der Startplatz bei einem Renn-Marathon sogar fast zu vernachlässigen ist. "Das war ein schwieriges Qualifying. Wir haben eine Weile gebraucht, um unseren 911 RSR optimal abzustimmen. Fürs Rennen bin ich guter Dinge. Die Konstanz ist gut, das Team ist bestens vorbereitet", sagte Porsche-Motorsportchef Dr. Frank-Steffen Walliser. Der letzte Punkt führte schließlich dazu, dass die Startnummer 91 nach einer grandiosen Gesamtleistung sogar von einer Position auf dem Podium träumen durfte. Dann wären Jörg Bergmeister, Michael Christensen und Richard Lietz bei der Siegerehrung dabei gewesen. Die verfolgende Konkurrenz ab Rang vier folgte weit genug zurück.

Dreieinhalb Stunden lagen noch vor den Piloten, als zwei technische Probleme alle Chancen auf ein Top-Resultat zerstörten (Getriebeöl, Dämpferschaden). Die Reparatur-Arbeiten kosteten rund 30 Minuten Zeit - was ein Ferrari und ein Aston Martin nutzten, um den draußen stehenden Porsche zu überholen. "Das Podium wäre schon eine tolle Sache gewesen", urteilte Bergmeister, "wir waren strategisch sehr gut aufgestellt und deshalb konnten wir den Abstand im Rahmen halten." Obwohl das Happy End ausblieb, fiel sein Urteil über Le Mans eindeutig aus: "Das ist der Höhepunkt des Jahres." Und im nächsten Jahr will er bei seinem 15. Start auf der Traditionsstrecke erneut versuchen, seinen zweiten Sieg nach 2004 mit nach Hause zu nehmen - gerne in einer später sehr müden Fahrgemeinschaft mit Richard Lietz und Michael Christensen.

(RP)
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