Langenfeld/Monheim Wirte sind sauer auf Bezahl-Sender Sky

Langenfeld/Monheim · Abo-Kosten für Sport-Übertragungen in Kneipen steigen deutlich wegen höherer Lizenzgebühren. Erste Kündigungen.

 Die Fußballübertragungen in der Monheimer Bierkneipe Zum Dreieck sind nach den Worten von Wirtin Ilse Müller (hinten links) sehr wichtig fürs Geschäft. Das bestätigen die von Jenna (vorne) bedienten Gäste.

Die Fußballübertragungen in der Monheimer Bierkneipe Zum Dreieck sind nach den Worten von Wirtin Ilse Müller (hinten links) sehr wichtig fürs Geschäft. Das bestätigen die von Jenna (vorne) bedienten Gäste.

Foto: RALPH MATZERATH

Bundesliga-Fußball ist ein teurer Spaß - ob im Stadion, wo die Sitzplatzkarte gut 30 Euro kostet, daheim oder in einer Kneipe. Denn: Daheim und in der Kneipe braucht es ein Abo des Bezahl-Senders Sky für Live-Spiele. Das ist teuer und wird für die Gastronomen zur nächsten Saison nochmal erheblich teurer. "Es gibt keine flächendeckenden Erhöhungen, durchschnittlich betragen sie aber 30 Prozent. Durch das immer größere Angebot von uns und die Lizenzgebühren müssen wir das an die Gaststätten weitergeben", sagt Britta Krämer, Chefin der Geschäftskommunikation bei Sky.

Doch brauchen die meisten Wirte diese ganzen neuen Sportarten im Sky-Portfolio nicht. "Die Leute wollen bei uns die Live-Konferenz der Fußball-Bundesliga und Spitzenspiele der Champions League sehen", sagt Deniz Durmus vom Langenfelder Bistro Bijou. Das Interesse an sonstigen Sportarten und an Fußballspielen aus anderen europäischen Ligen sei gering. "Manchmal lassen wir sie ohne Ton laufen." Seit zwei Jahren ist in der am Galerieplatz gelegenen Kneipe Sky zu sehen, drei Bildschirme sind über die Räume verteilt. "Das hat sich rumgesprochen und extra deswegen kommen manche Gäste zu uns. Und das nutzt Sky mit seinem Monopol aus." Noch Anfang letzten Jahres habe ihn das Abo beim Bezahl-Sender monatlich 280 Euro gekostet, nun sollen es 530 Euro sein. "Wir haben quasi keine andere Wahl, obwohl es ja nicht so ist, dass wegen der Bundesliga-Übertragungen bei uns immer die Bude voll ist. Wer schaut sich schon Augsburg gegen Hannover an?"

Für die Kneipe "Em Kabüffke" an der Langenfelder Hauptstraße hat Gastwirt Dirk Wilhelm als Konsequenz der neuerlichen Preiserhöhung den Schlussstrich unter die Sky-Übertragungen gezogen. "Ich habe den Vertrag gekündigt. Bei dieser Preisexplosion von 167 Euro mehr im Monat rechnet sich das nicht mehr." Wilhelm hofft indes, durch Verhandlungen mit einem Sky-Vertreter einen Preisnachlass zu erreichen. Denn seit sieben Jahren schätzten die Kabüffke-Besucher die Live-Übertragungen von Fußballspielen der Bundesliga, Champions League und - je nach Zugehörigkeit der Kölner und Düsseldorfer - zweiter Liga.

Hart getroffen hat der happige Preisaufschlag auch Ilse Müller vom Monheimer Wirtshaus Zum Dreieck. "Ich habe schon Kontakt zu unserer Vertragsbrauerei aufgenommen, ob die nicht eine Sammelklage führen können." Als Müller vor gut fünf Jahren das Sky-Abo abschloss, habe sie monatlich 175 Euro bezahlt, mit bereits erfolgten Preissprüngen und der aktuellen Erhöhung sei es etwa das Dreifache. "Zu uns kommen die Leute, um gemeinsam Fußball zu schauen und darüber zu reden. Wie andere Bierkneipen sind wir mittlerweile auf solche Übertragungen angewiesen - und das wissen die von Sky und nutzen es schamlos aus."

Der Deutsche Hotel- und Gastronomieverband Dehoga kritisiert die Preiserhöhungen. "Die Gastwirte in NRW haben schon durch das Rauchverbot Einbußen erlitten. Jetzt müssen sie schauen, ob sich Sky noch lohnt", sagt Thorsten Hellwig, Pressesprecher der Dehoga-NRW. Dazu gibt es im Internet einen "Lohnt sich Sky noch"-Rechner. Wirte können dort ausrechnen, wie viele Bier sie mehr zapfen müssten, damit die Rechnung aufgeht.

"Bis zum 11. August können die Wirte kündigen", erläutert Britta Krämer von Sky. Verwunderlich ist die Höhe des Aufschlags in NRW. Sky betreibt laut Krämer intensive Marktforschung. Von Umsatzeinbußen der Wirte weiß sie aber nichts. 80 Prozent gaben bei einer Dehoga-Umfrage an, Umsatzeinbußen zu haben. Warum dies in den neuen Tarifen nicht berücksichtigt wurde, obwohl der Kundendialog - laut Krämer - sehr intensiv sei, konnte sie nicht beantworten.

Auf den Internet-Seiten des Bezahl-Senders sind als aktuelle Sky- Geschäftskunden in Langenfeld und Monheim jeweils neun Betriebe aufgeführt. Neben Kneipen gehören dazu mehrere Vereinsheime. Auch im Zentrum der Sportgemeinschaft Langefeld (SGL) mit Bistro an der Langforter Straße laufen Fußballübertragungen. Wie SGL-Chef Karl-Heinz Bruser sagt, gibt es für Sportvereine im Vergleich zur Gastronomie ermäßigte Angebote. "Auch bei uns wurden die Preise erhöht. Aber deswegen werden wir den Sky-Vertrag nicht kündigen."

(RP)
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