Leichlingen Gut 80 Prozent Einbußen bei Apfelernte

Leichlingen · Selbst höhere Marktpreise können die Einbußen der Obstbauern durch die schlechte Ernte in diesem Jahr nicht ausgleichen.

 So rot und saftig sahen beim Leichlinger Obstbauern Thomas Conrads nur wenige Äpfel bei seiner Ernte aus.

So rot und saftig sahen beim Leichlinger Obstbauern Thomas Conrads nur wenige Äpfel bei seiner Ernte aus.

Foto: Uwe Miserius

Das war kein gutes Jahr für die Obstbauern landauf wie landab. Mit riesigen Einbußen stehen sie nach der Ernte da, ein Ausgleich durch höhere Preise ist am Markt kaum zu erzielen. "Die Apfelernte war 2017 sehr schlecht", sagt auch der Leichlinger Thomas Conrads. 80 Prozent kleiner ist sein Ertrag diesmal ausgefallen im Vergleich zu anderen Jahren. "Wo an einem Baum sonst 100 Äpfel hängen, waren es in diesem Jahr gerade mal 20", sagte er. Mancherorts sei nur an jedem dritten Baum überhaupt etwas gewachsen. Betroffen sind neben den Äpfeln auch die Birnen und die Zwetschgen. Der Grund für die massiven Einbußen liegt schon ein paar Monate zurück: Erst war es im März ziemlich früh warm. "Und dann kam Ostern. Da hatten wir eine richtig kalte Nacht, in der hat es richtig zugeschlagen", erinnert sich Thomas Conrads, wie die Blüten und jungen Triebe an den Bäumen massenweise erfroren. Einige Bauern haben in dieser Zeit ihre Pflanzen mit Wasser beregnet, wie man es sonst bislang nur im Sommer in besonders heißen und trockenen Zeiten gesehen hat. In Frostperioden aber wird durch den regelmäßigen "Schauer" sogenannte Reizwärme erzeugt, die die Pflanzen schützt. Doch das hat Obstbauer Conrads nicht gemacht. "Mit Wasser zu arbeiten ist hier zu teuer und zu unwirtschaftlich", begründet er. Der Ausfall ist indes nicht bei allen Apfelsorten gleich. "Die Rubinette ist bei mir noch ganz gut weggekommen, bei einigen Kollegen sieht es aber auch damit schlecht aus", erzählt Conrads. Bei Cox ist die Lage eher durchwachsen, katastrophal hingegen bei Boskop, Wellant, Berlepsch und Elstar. Für den Leichlinger bedeutet das, dass er seine Ernte nicht mehr an Großhändler weiterverkauft, sondern in diesem Jahr ganz auf die Selbstvermarktung setzt. Auf dem Leichlinger Obstmarkt hatte er einen Stand, an dem er seine Früchte an den Mann gebracht hat. Außerdem setzt er verstärkt auf Alternativen zum Obstanbau, bietet Kindergeburtstage mit Ponys auf seinem Hof oder Kutschfahrten an. Von den Ausfällen sind derweil ganz Deutschland und auch die europäischen Nachbarstaaten betroffen: "In diesem Jahr haben wir in Deutschland Frostschäden beim Obstbau in Höhe von rund 200 Millionen Euro bis hin zu regionalen Totalausfällen. Der Klimawandel und die Zunahme von Extremwetterereignissen erfordern ein wirksameres und besseres Risikomanagement für die Betriebe", stellte Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, auf einer Pressekonferenz zur Erntebilanz 2017 schon im August fest. Neben den Frostschäden seien im Pflanzenbau bisher auch Schäden durch Hagel und Starkregen in Höhe von etwa 250 Millionen Euro aufgetreten.

(inbo)
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