Leichlingen Investor Kiefer sieht sich enttäuscht

Leichlingen · Der Leichlinger Unternehmer Philipp Kiefer hat die Bürgerbefragung scharf kritisiert.

 Wird die alte Optik auch die neue sein? Investor Kiefer wird jetzt von vielen Seiten gedrängt, neue Vorschläge zu präsentieren.

Wird die alte Optik auch die neue sein? Investor Kiefer wird jetzt von vielen Seiten gedrängt, neue Vorschläge zu präsentieren.

Foto: Uwe Miserius

Der Mann, der die Innenstadtentwicklung als Investor vorantreiben soll, hat gestern deutliche Worte zum Ausgang der Bürgerbefragung gefunden. Er sehe seine Befürchtungen bestätigt, "dass aufgrund falscher Fragestellungen ein Kompromiss zwischen den beiden Varianten A und B von vornherein ausgeschlossen wurde", erklärte Kiefer in einem Statement.

Bei der Befragung hatte sich am Sonntag eine Mehrheit von 52,4 Prozent für Variante B ergeben, wonach der Kaufpark-Supermarkt auf dem bereits bestehenden Grundstück erweitert werden soll. Beide Stadtparks bleiben unangetastet.

Die ursprünglich zur Wupper hin geplante Öffnung der Innenstadt rückt damit allerdings in weite Ferne, wie auch aus Kiefers Stellungnahme hervorgeht: Sein eigener Vorschlag, den er im Sommer 2014 vorgestellt hatte, sah einen fast vollständigen Erhalt des neuen Stadtparks, den vollständigen Erhalt des alten Stadtparks und eine Öffnung zur Wupper vor, betont der Unternehmer. Zugleich sollte das alte und nach Gutachtermeinung technisch marode Rathaus abgerissen und repräsentativ an der Wupper neu errichtet werden. Die Mehrheit der Politik sprach sich aber gegen die von Kiefer angestrebte Shopping Mall aus.

Doch genau darüber hätte der Investor gerne die Bevölkerung abstimmen lassen: Der Entwurf sei "sehr konkret und bereits visualisiert" gewesen, so dass eine Meinungsbildung "sehr fundiert gewesen wäre". Zu den aber tatsächlich zur Abstimmung gestellten "Varianten" gab es Kiefer zufolge weder einen klaren Hinweis auf das sich daraus ergebend Stadtbild noch eine wirtschaftliche Machbarkeitsanalyse: "Leichlingen hat leider wieder Zeit verloren", bemängelt er.

Wie geht es nun weiter? Dazu äußerten sich gestern Vertreter verschiedener Gruppierungen im Stadtrat. Hier die Vorschläge:

Helmut Wagner (CDU) " Die CDU ist hocherfreut über das Votum für Variante B. Durch das Ergebnis sehen wir unsere Arbeit der letzten Jahre und auch unser Entwicklungskonzept für Leichlingen bestätigt. Jetzt kann schnell etwas Positives auf den Weg gebracht werden. Wir hoffen, dass alle Parteien konstruktiv zum Wohle der Stadt zusammenarbeiten. Politik, Verwaltung und Eigentümer müssen jetzt schnell an einen Tisch, um das weitere Procedere abzustimmen. Dass dies - sofern möglich - weitestgehend öffentlich geschieht, dafür wird sich die CDU ebenso einsetzen, wie für die Einbeziehung des Ergebnisses der Schülerbefragung. Die Sprecher des Jugendparlamentes werden wir aus diesem Anlass zu uns in die Fraktion einladen."

Matthias Ebecke (SPD) "Die Grundsatzentscheidung war richtig, auch wenn wir mit dem Ergebnis natürlich nicht zufrieden sind. Leider gibt es jetzt nach unserer Auffassung nicht mehr viele Gestaltungsmöglichkeiten, denn Variante B lässt so gut wie keinen Spielraum. Insofern sind wir sehr gespannt, welche Ideen und Pläne die Befürworter dieser Variante denn vorstellen und wie lange sie sich daran halten wollen. Klar ist aber auch: Wir reichen die Hand zur Kooperation und werden uns nicht in die Schmollecke zurückziehen."

Martin Steinhäuser (BWL) "Hier ist eine historische Chance vertan worden. Andere Städte würden sich zehn Finger danach lecken, eine solch exponierte Lage an einem Fluss mitten durch die Stadt erschließen zu können. Leider konnten die Befürworter der Variante A die Bürger nicht davon überzeugen, dass aus einer Öffnung zur Wupper mit der gewählten Alternative nichts mehr wird. Sicher auch deshalb, weil teilweise gezielte Falsch-Informationen zu Variante B verbreitet wurden. Die BWL hofft und wird alles daran setzen, dass sich der Besitzer des in Rede stehenden Grundstücks dazu bewegen lässt, eine Lösung umzusetzen, die den Standort Leichlingen nach vorne bringt "Ein Parkhaus an der Wupper anstelle der jetzigen Tankstelle werden wir mit allen Mitteln versuchen zu verhindern. Auch die Frage eines möglichen Rathausneubaus muss mit in die Planungen einbezogen werden."

Hermann Terjung (Freie Wähler/UWG) " Die Entwicklung der Innenstadt tritt auf der Stelle. Die Chance, das Juwel Leichlingens, die Wupper, in den Mittelpunkt zu stellen, ist in weite Ferne gerückt. Die Aufenthaltsqualität im Stadtzentrum wird nach dem Willen der Mehrheit der abgegebenen Stimmen nicht verbessert werden. Das wird sich insbesondere auf den Einzelhandel und die Gastronomie negativ auswirken. Es wird nun schwer, Leichlingen vor dem Dornröschenschlaf zu bewahren. Erfreulich mutiger und wacher zeigten sich die befragten Schülerinnen und Schüler, die sich mit deutlicher Mehrheit für die Variante A ausgesprochen haben. Die UWG wird dafür eintreten, dass sich auch ihre Meinung in dem weiteren politischen Entscheidungsprozess wiederfindet.

Lothar Esser (FDP) "Die vor vielen Jahren groß definierten Absichten, mit der Innenstadtbebauung die Öffnung zur Wupper herbeizuführen, die Aufenthaltsqualität zu verbessern und den Einzelhandel zu stärken, hat der Bürger mit dem Bekenntnis zu Variante B quasi pulverisiert. Die vielleicht letzte Chance, den weiteren und endgültigen Niedergang des Leichlinger Einzelhandels noch aufzuhalten, ist vertan. Die ,Verlierer' dürfen sich nicht lange schütteln und zuwarten, sondern sollten sofort die längst fällige Entscheidung über den Rathausneubau angehen. Eine Entscheidung pro Rathausneubau mischt die Karten wieder neu."

Jürgen Langenbucher (Grüne) "Die Bürger haben entschieden. Jetzt ist Herr Kiefer am Zug. Ich gehe davon aus, dass auch er sein Grundstück attraktiv gestalten möchte, sonst werden nämlich keine Kunden kommen. Wir Politiker müssen jetzt sorgfältig prüfen, was das Baurecht hergibt, um entsprechend Einfluss nehmen zu können."

(RP)
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