Leverkusen Als Jürgen Gelsdorf in der Kneipe Karten spielte

Leverkusen · Er ist die Mutter aller Bayer 04-Fanclubs: Der "1. Fan-Club 1976" feierte nun im Alkenrather Bürgerhaus seinen runden Geburtstag - eine Abordnung vom Werksclub feierte mit und mancher schwelgte mit den Anhänger in Erinnerungen.

 Glückwünsche vom Kapitän: Lars Bender überreichte den aktuellen Mitgliedern des Fan-Clubs, der noch zu Zweitliga-Zeiten gegründet wurde, eine Jubliäums-Urkunde.

Glückwünsche vom Kapitän: Lars Bender überreichte den aktuellen Mitgliedern des Fan-Clubs, der noch zu Zweitliga-Zeiten gegründet wurde, eine Jubliäums-Urkunde.

Foto: Uwe Miserius

Lässig lehnt Jürgen Gelsdorf mit einem Bier in der Hand am Tresen. Um ihn herum hat sich eine kleine Menschentraube aus rund fünf Leuten gebildet, mit denen der ehemalige Spieler und Funktionär von Bayer 04 spricht, wie mit alten Thekenfreunden. Es wird gescherzt und laut gelacht im Bürgerhaus in Alkenrath.

Doch der mittlerweile 63-Jährige sollte auf der Feier zum 40. Geburtstag des "1. Leverkusener Fanclub" von 1976 - der erste, den die Fußballer der Farbenstadt je hatten - nicht der einzige prominente Gast bleiben. In legerem, aber durchaus schickem Zwirn waren auch Mannschaftskapitän Lars Bender, Sportdirektor Rudi Völler, Geschäftsführer Michael Schade und Meinolf Sprink, Direktor Fans und Soziales, gekommen, um den rund 35 Mitgliedern ihren Respekt zu zollen und für die langjährige Unterstützung zu danken.

Immer mittendrin: Reinhard Theobald, den alle nur "Theo" nennen. Er war bei der Gründung 1976 eine der treibenden Kräfte. "Wir waren gerade wieder in die Zweite Liga aufgestiegen, man stand halt immer mit den gleichen Leuten zusammen", erzählte er. Damals sei das Zuschaueraufkommen noch überschaubar gewesen. Nachdem rund 100 Unterschriften für eine Gründung gesammelt wurden, traten gut zehn Mutige an den Verein heran. "Wir wurden von Beginn an unterstützt", berichtete Theobald von seinen Erlebnissen.

Im November dann die offizielle Gründungsversammlung, der auch die Verantwortlichen des Proficlubs beiwohnten. "Wir hatten auf einmal schnell 200 Mitglieder", sagte der 59-Jährige. Mit der Zeit haben sich diese von der "Mutter aller Fanclubs", die auch mitverantwortlich für die heutige Fankultur in Leverkusen ist, auf verschiedene Ableger verteilt. Heute gibt es laut Sprink rund 345 Fanclubs, der Umgang mit allen nicht immer ganz einfach. "Aber dann redet man miteinander. Das ist das Normalste der Welt", betonte der Direktor für Fans und Soziales.

Wer nun glaubt, die "Alten", die seit 1976 dabei sind, hätten keinerlei Kontakt zu den jungen Fans, die mittlerweile die Kurvenklänge bestimmen, liegt falsch. Zwar finde Theobald, der mittlerweile seine dritte Kutte mit Stickern übersäht, nicht immer alles gut, was die Jungen täten, gleichwohl betont er, er habe "großen Respekt vor dieser Leidenschaft".

Mit der Zeit hat sich die Fankultur und die Beziehung der Spieler und Trainer zu den Fans verändert. Das weiß auch Jürgen Gelsdorf, der in den 70ern und 80ern zehn Jahre für Bayer 04 auflief. Demnach sei damals alles persönlicher gewesen. "Als ich hier Trainer war, da bin ich abends noch in die Kneipe nach Opladen gefahren und habe Karten gespielt", erzählt er. Das ginge heute nicht mehr.

Lars Bender wiederum erklärte, Spieler wollten durchaus öfter zu Feierlichkeiten der Fans, das ließe unter anderem der enge Spielplan allerdings kaum zu. "Deshalb verstehe ich, wenn die Fans wollen, dass die Mannschaft nach dem Spiel in die Kurve kommt", unterstreicht der 27-jährige, aktuelle Mannschaftskapitän.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort