Leverkusen Barockmusik mit jungem Schwung

Leverkusen · Musikschüler gaben, unterstützt von Profimusikern, ein anspruchsvolles Neujahrskonzert in der Christuskirche.

 Die Streicher der Leverkusener Barockakademie spielen mit leichteren Barock-Bögen.

Die Streicher der Leverkusener Barockakademie spielen mit leichteren Barock-Bögen.

Foto: Uwe Miserius

Spritzig und pulsierend klang das Spiel der Streicher beim Neujahrskonzert der Leverkusener Barockakademie in der Wiesdorfer Christuskirche. Akzentuiert und mit verschwenderischen Läufen und Verzierungen, die ebenso leicht wie elegant dahinperlen. Da mochte man mitunter vergessen, dass dort zum größten Teil Instrumentalschüler der Musikschule auf dem Podium saßen.

Als Vorbild und Zugpferd saß in jeder Stimme ein Mitglied des vor Ort ansässigen Alte-Musik-Ensembles "l'arte del mondo", dessen Leiter Werner Ehrhardt beim Dirigieren ein Höchstmaß an Spielfreude und Vitalität versprühte und so das ungleich gemischte Orchester zu Höchstleistungen anspornte. Die Begrüßung des musikalischen Hausherrn Bertold Seitzer: "Barockmusik spricht für sich und zündet sofort."

In Workshops hatten Ehrhardt und vier Mitglieder seines Ensembles mit Musikschülern an der Interpretation barocker Komposition gearbeitet und sich dabei das Wesen dieser Epoche klar gemacht: farbenfroh und glänzend, üppig und von überbordender Pracht. Aber die kann ihre lebendige Wirkung nicht entfalten, wenn sie mit dickem Strich und großem Pathos aufgetragen wird, sondern nur, wenn klare Akzente gesetzt werden und auf jede Belastung auch eine Entlastung folgt. Leichtigkeit und Transparenz sind die Schlüsselworte in der historischen Aufführungspraxis, die in den Workshops mit Profi-Unterstützung erarbeitet wurde. Hilfreich für die Streicher sind die leichteren Barock-Bögen, die der Förderverein der Musikschule extra dafür angeschafft hat.

"Macht euch keinen Kopf um Fehler", hatte Ehrhardt den Schülern vor Konzertbeginn Mut gemacht. "Spielt mit Mut und Fantasie!" Wichtig sei, dass in der Barockakademie alle zusammen spielen, egal wie weit die Einzelnen sind. Da wurde auch gelernt, wie man pfuscht, verriet Ehrhardt. Wie man im Windschatten der Profis weitersegelt, um dann wieder einzusteigen. Dass das Konzept funktioniert, erlebten am Sonntag die Zuhörer. Sie ließen sich von der Weihnachtsgeschichte verzaubern, deren Handlung Corelli in sein Concerto grosso g-Moll gegossen hat, oder von der Freude seines D-Dur-Konzerts. Sie verfolgten gebannt die Wetterwechsel in Vivaldis Concerto in g-Moll. Vor dem Eintauchen in venezianisches Flair hatten die vorwiegend jungen Musiker mit Händel ein Fest der guten Laune gestartet.

Keine Ermüdungserscheinungen zeigten sich am Schluss des anspruchsvollen Programms. Beim fünfsätzigen Concerto des Konzertmeisters Evaristo Felice Dall'Abaco wurde an der Temposchraube gedreht. Ein wundervolles Konzert, das zeigte, wie viel Potenzial in der städtischen Musikschule steckt.

(mkl)
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