Leverkusen Beim Frauenschutzprojekt "Luisa" machen 15 Kneipen in der Stadt mit

Leverkusen · Frauen und Männer treffen sich vielerorts gerne in Kneipen, Clubs und Diskotheken, um zu feiern. Was Frauen aber in den wenigsten Fällen mögen: anzügliche Blicke, vermeintlich zufällige Berührungen oder sogar sexuelle Belästigungen. Allein: Sich aus einer solchen Situation zu befreien, fällt mancher Frau schwer. Deshalb hat die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, Frauennotruf Leverkusen, das Projekt "Luisa ist hier" nun auch in Leverkusen eingeführt. Damit ist die Stadt die zehnte in Deutschland, die mitmacht, in 15 weiteren ist es geplant.

 Unerwünschte Anmache: Hier soll das Projekt "Luisa" helfen.

Unerwünschte Anmache: Hier soll das Projekt "Luisa" helfen.

Foto: dpa

"Ziel des Projekts ist es, Frauen und Mädchen in Kneipen und Clubs unmittelbare und unauffällige Hilfe in unangenehmen Situationen zu bieten", erläutert Andrea Frewer, Leiterin der Beratungsstelle. Fühlt sich eine Frau bedrängt oder belästigt, reicht die Frage an das Personal "Ist Luisa hier?", und den Betroffenen wird ohne viele Erklärungen geholfen. "Das Codewort dient dazu, Frauen die Hürde zu nehmen, um Hilfe zu bitten. Die Mitarbeiter begleiten sie in einen sicheren Bereich wie die Küche oder einen Personalraum", sagt Carolin Brener von der Beratungsstelle. Dort könne sie entscheiden, wie es weitergehen soll: ein Taxi rufen, Freunden Bescheid geben, die sie abholen sollen, den Täter der Lokalität verweisen oder sogar die Polizei informieren.

In Leverkusen machen bislang 15 Gastronomiebetriebe mit, darunter das Café Akropolis an der Altstadtstraße, das KD an der Wilhelmstraße und der Notenschlüssel an der Friedrich-Ebert-Straße. In diesen Lokalen hängt das Plakat "Luisa ist hier!" in den Damentoiletten, die Mitarbeiter sind geschult. Warum bislang nicht mehr mitmachen? "Das weiß ich eigentlich auch nicht", sagt Jenny Maus vom KD. Die Gastronomie sei nach wie vor in Männerhand, manch einer wolle seine Kneipe nicht mit diesem Thema in Verbindung bringen, mutmaßen die Organisatorinnen. Auf jeden Fall will die Beratungsstelle mehr Lokale zum Mitmachen bewegen. "In vielen Kneipen steht in nächster Zeit ein Generationswechsel an. Vielleicht wächst dann das Interesse", sagt Jenny Maus.

Das Codewort "Luisa" ist nicht zufällig gewählt. Seinen Ursprung hat das Projekt in der britischen Kampagne #nomore und heißt dort "Ask for Angela". In Deutschland hat es der Frauennotruf Münster erstmals eingeführt. "Der Name Luisa hat einen hohen Kopfton. Selbst in einer vollen Kneipe ist er laut gerufen gut hörbar", sagt Andrea Frewer.

60 Prozent aller Frauen in Deutschland haben ab ihrem 16. Lebensjahr schon einmal sexuelle Belästigung erlebt. Seit 2016 handelt es sich hierzulande um einen Straftatbestand.

(inbo)
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