Leverkusen Chefin soll Mitarbeiter sexuell belästigt haben

Leverkusen · Wegen eines Pfandbons, der widerrechtlich eingelöst worden sein soll, wollte ein Getränkemarkt das Arbeitsverhältnis mit einem 22-Jährigen Mitarbeiter beenden. Der wirft einer Filialleiterin nun sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz vor.

Diese Geschichte hat alles: einen Aufhebungsvertrag wegen angeblichen Betrugs, der ein bisschen an den bundesweiten Frikadellen-Skandal von 2009 erinnert. Damals hatte eine Sekretärin die Kündigung erhalten, weil sie eine Frikadelle vom Chefbüffet gegessen hatte. Hier geht es zunächst um einen Getränkebon von 1,25 Euro. Dazu eine Strafanzeige und sexuelle Belästigung.

Ein 22-jähriger Angestellter eines Leverkusener Getränkemarktes soll im Oktober einen Getränkebon von 1,25 Euro eingelöst, zuvor aber nicht das entsprechende Leergut abgegeben haben. Dies warf ihm sein Arbeitgeber bei einem Personalgespräch Mitte Oktober vor. Als vermeintlichen Nachweis zeigten Filialleiterin und Bezirksleiter dem jungen Mann eine Videoaufnahme und legten ihm einen Aufhebungsvertrag vor, berichtet Arbeitsrechtsanwalt Peter Orlowski, dessen Kanzlei den jungen Mann vertritt.

Den Vertrag sollte der 22-Jährige unterschreiben, sonst folge eine Strafanzeige, soll es in dem Gespräch geheißen haben. Der junge Mann unterschrieb — wandte sich kurz drauf an die Anwaltskanzlei. Orlowski ficht nun den Aufhebungsvertrag an — "wegen widerrechtlicher Drohung", erläutert der Opladener Fachanwalt für Arbeitsrecht.
Der Kläger bestreite, eine Straftat "in Zusammenhang mit der Einlösung des Getränkebons begangen zu haben", betont der Anwalt und hält das Video nicht für stichhaltig und zudem für "in unzulässiger Weise erstellt". Der Getränkemarkt hatte seinerseits Strafanzeige gegen den Leverkusener erstattet. Das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren gegen den jungen Mann wurde eingestellt.

Jetzt klagt Peter Orlowski für den 22-Jährigen gegen den Aufhebungsvertrag, auf Weiterbeschäftigung und rückständigen Lohn — und auf Schmerzensgeld in Höhe von 250 Euro aus einem pikanten Grund: Orlowski wirft dem Arbeitgeber ein Komplott vor, "das seine Ursache darin hat, dass der Kläger mehrfach versucht hat, sich gegen sexuelle Übergriffe der Filialleiterin zu wehren."

Dies soll sich zugetragen haben: Ab September habe die Frau den jungen Mann mehrfach sexuell belästigt, "in dem sie ihm jeweils in den Schritt beziehungsweise ans Gesäß gefasst hat", sagt Orlowski. Dies soll sie nach Angaben des Angestellten auch bei einem weiteren Mitarbeiter getan haben. Sein 22-jähriger Mandant habe sich zur Wehr gesetzt, "was die Filialleiterin indessen nicht daran hinderte, es erneut zu tun".
Aus dem Unternehmen heißt es auf RP-Anfrage zu dem Fall: "Für uns sind die Vorwürfe absolut haltlos. Wir waren total überrascht über diese Klageschrift." Man bereite sich nun auf den Kammertermin vor.
Der Gütetermin vor kurzem vor dem Solinger Arbeitsgericht, Gerichtstag Leverkusen, verlief ergebnislos. Der Kammertermin ist für Anfang Juni angesetzt, teilten beide Parteien mit.

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