Leverkusen/Leichlingen Gas-Pipeline: Ruhe hier, Streit und Klage dort

Leverkusen/Leichlingen · Gegen die geplante Hochdruck-Ferngasleitung haben die Stadt Leverkusen und fünf Vertreter aus Leichlingen Klagen eingereicht. Solche Ferngasleitungen gibt es in Leverkusen schon lange, niemand scheint es weiter zu stören.

 Auf Leverkusener Gebiet verlaufen viele Fernleitungen, auch eine "Rohöl-Pipeline" an der Wupper.

Auf Leverkusener Gebiet verlaufen viele Fernleitungen, auch eine "Rohöl-Pipeline" an der Wupper.

Foto: US

Die Protestwelle gegen die geplante Verlegung einer Gashochdruck-Pipeline, die durch Leverkusen (Waldsiedlung) und Leichlingen (Rothenberg) verlaufen soll, hält an. Beim Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster sind derzeit sechs Klagen, davon eine Klage der Stadt Leverkusen, anhängig. Weitere Klagen führen Privatleute und die Anwohnerinitiative "Rothenberg explosiv" aus Leichlingen. OVG-Sprecher Dr. Ulrich Lau sagt allerdings, dass noch keine der Klageverfahren gegen die NETG-Hochdruckleitung zur Verhandlung terminiert sei.

Bei der Klage der Stadt Leverkusen stehe die Klageerwiderung noch aus. "Im Anschluss haben die Anwälte der Stadt Akteneinsicht gefordert", berichtet Dr. Lau. Ein anderer Klageführer werde sich wohl außergerichtlich mit der Open Grid Europe als Betreiber der Gaspipeline einigen. "Zur Zeit sind viele Akten noch zur Einsicht auf Reisen, man kann jetzt noch nicht sagen, was aus den einzelnen Klagen wird. Jeder einzelne Fall werde sich aber individuell gestalten", prognostiziert der OVG-Sprecher.

Die Rothenberger in Leichlingen demonstrieren derweil sehr plakativ auch im Internet und mit Flyern gegen die Gasleitung. Zur Veranschaulichung der Größe des Gasleitungsrohres ist auf dem Flyer eine Mutter mit Kind abgebildet, die quasi neben der Leitung herspazieren: Das Rohr ist genauso groß abgebildet wie das Kind. Und die Rothenberger haben nicht nur Unterschriften gegen die Hochdruckleitung gesammelt, sondern auch Spenden für die Anwalts- und Gerichtskosten, die ihre Klage vor dem OVG Münster verursachen werden. Mittlerweile seien 2500 Euro für die ersten juristischen Schritte benötigt worden. "Rothenberg explosiv" hat ein Treuhandkonto für Spenden eingerichtet.

Eine der übrigens vielen Ferngasleitungen, die es relativ unbemerkt von öffentlicher Besorgnis in Leverkusen gibt, zieht sich in Quettingen an der Feldstraße an der Wohnbebauung entlang. Eon-Ruhrgas, wie auf dem Hinweisschild für diese Leitung steht, erklärt sich aber als nicht mehr zuständig. Die Leitung sei schon "vor ewigen Zeiten" an die Open Grid Europe übergegangen. Die Notfall-Servicenummer auf dem Schild verbindet denn auch tatsächlich mit der zentralen Störungsstelle von Open Grid Europe mit Sitz in Essen.

 Sabrina Faber (26) schaut täglich auf das Ferngasschild vor ihrer Haustüre. Sie mache sich keine Gedanken über die Gashochdruckleitung: "Es ist noch nie etwas passiert", sagt die Quettingerin.

Sabrina Faber (26) schaut täglich auf das Ferngasschild vor ihrer Haustüre. Sie mache sich keine Gedanken über die Gashochdruckleitung: "Es ist noch nie etwas passiert", sagt die Quettingerin.

Foto: Uwe Miserius

Open Grid ist die Gesellschaft, die die umstrittene Hochdruck-Gasfernleitung von Dormagen über Leverkusen und Leichlingen bis nach Bergisch Gladbach verlegen will. Nach Angaben ihres Pressesprechers Alexander Land ist die Ferngas-Leitung in Quettingen aber genauso eine Hochdruckleitung, wie sie von Dormagen bis Bergisch Gladbach geplant ist: Überall im Rheinland seien solche Leitungen seit Jahrzehnten problemlos im Einsatz. Die Tafel mit der Eon-Aufschrift sei in der Tat veraltet, aber es habe viele Firmenwechsel gegeben. Open Grid wisse aber ganz genau, wo die Leitungen liegen, die das Unternehmen von den Vorgängern übernommen habe.

Er kenne allerdings die Bürgerproteste gegen die geplante neue Pipeline und habe sich auch bereits mit der Initiative "Rothenberg explosiv" in Leichlingen getroffen. Solche Proteste gebe es immer mal wieder, während andernorts seit Jahren die Fernleitungen verliefen, ohne dass Anstoß daran genommen worden sei. Der Open Grid-Sprecher versichert: "Wir nehmen die Ängste, Emotionen und die Aufregung der Bürger ernst, aber unsere Leitungen entsprechen allen Sicherheitsanforderungen."

(RP)
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