Leverkusener Jazztage Jamie Cullum — ein Abend voll Adrenalin

Leverkusen · Der britische Superstar der Jazztage 2013 brauchte 20 Sekunden, dann stand der Erfolg seines Konzerts bereits fest.

Jamie Cullum begeistert bei den Leverkusener Jazztagen 2013
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Jamie Cullum begeistert bei den Leverkusener Jazztagen 2013

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Wahrscheinlich erzählten sich die Besucher am "Highlight"-Abend der Leverkusener Jazztage gerade, wie sie in den Besitz der bereits sehr früh vergriffenen Tickets für Jamie Cullum gelangen konnten. Leider bemerkten dabei nur wenige, dass die Singer/Songwriterin Kat Edmonson bereits seit Minuten gegen den Gesprächslärm mit ihren zarten Songs ankämpfte. Kat brach ihren Auftritt ab und schaffte Zeit und Raum für den Umbau auf Jamie.

Publikum kann wirklich erbarmungslos sein. Und eben auch völlig begeistert. Schon im Kolosseum zu Rom gab es nur zwei Richtungen für den Daumen. Gespannt bis geladen war die Stimmung im Forum Leverkusen.

Eindrücke von den Jazztagen 2013
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Eindrücke von den Jazztagen 2013

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Selbst der Profie Jamie Cullum bekam angesichts dieses dicht gedrängten Publikums einen Adrenalinstoß zu viel: Als Entree sprang ihm das Mikrophon aus der Klammer und sauste mit Krachen zu Boden.

Da wäre manchem das Herz hinterher gerutscht, nicht aber dem smarten Engländer mit der Figur eines Hobbits: Er stimmte seinen Song an, nur begleitet von etwas Perkussion und dem Johlen des Publikums, das ihren Helden endlich vor der Linse hatte.

Nach zwanzig Sekunden war bereits alles entschieden: Jamie kassiert alle Musikfans, einfach mit guter Musik. Der kleine Künstler kann alle Stile bedienen, ist flink auf den Beinen, hastet an der Bühnenkante von einem zum anderen Instrument, springt bereits im zweiten Song auf den Flügel, da sind die ersten Mitklatschkanonaden bereits gelaufen.

Aber Jamie macht nicht nur Party. Es gibt auch Zwischenspiele, in denen er seine Bandmusiker präsentiert, seine Bläsersektion hörenswerte Soli abfeuern lässt oder selbst in die Tasten greift.

Die Fans verzeihen diese ungewohnten Eingriffe in die Dauerstimmung, weil der Groove weiterläuft. Die Musik kann Spaß machen, obwohl sie auch gehaltvoll ist — zuletzt gelang das dem jungen Billy Joel und später dem emanzipierten Sting. Und sicher noch anderen Superstars, aber jetzt ist Jamie Cullum am Start. Der zieht sich auch mal an seinen Flügel zurück und intoniert ein jazziges Intro zu einer Ballade, kein lässiges Geklimper, sondern sinnstiftende Ouvertüre. Im Song improvisiert er dann eine Runde, weil er — wie er gesteht — den Text vergessen hat. Für den wiedererlangten Anschluss erhält das junge Idol Szenenapplaus.

So tolerant und liebevoll pflegt das Publikum seine Stars, wenn sie auf der Gewinnerstraße schreiten. Jamie, das machte der Besuch in Leverkusen klar, hat die Herzen seiner Fans bereits weich gekocht: Mit einer Mischung aus Rock und Soul und Jazz, die eine sonst heterogen konsumierende Gesellschaft zu Schwestern und Brüder verschweißt. Das gelingt nur ganz wenigen.

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