Leverkusen Jugend forscht: Heimsieg für Reha-Handschuh

Leverkusen · Drei Freiherr-vom-Stein-Gymnasiasten entwickelten für den Jungforscher-Landeswettbewerb ein interaktives Hilfsmittel für die Physiotherapie nach Handverletzungen. Dafür gab's gestern im BayKomm gleich zwei Preise.

 Sieht futuristisch aus, ist aber an jedem Computer nutzbar: Das versprechen die "Jugend forscht"-Teilnehmer vom Stein-Gymnasium Gernot Sümmermann, Simon Heesen und Felix Reuter (v.r.). Für sie geht's zum Bundeswettbewerb.

Sieht futuristisch aus, ist aber an jedem Computer nutzbar: Das versprechen die "Jugend forscht"-Teilnehmer vom Stein-Gymnasium Gernot Sümmermann, Simon Heesen und Felix Reuter (v.r.). Für sie geht's zum Bundeswettbewerb.

Foto: UM

Der Anlass ist ein trauriger: Ein Freund von Gernot Sümmermann, Simon Heesen und Felix Reuter trug von einem Unfall eine schwere Handverletzung davon. "Da haben wir mitbekommen, wie schwierig der Reha-Prozess für Jugendliche ist und dachten: Das müsste doch motivierender sein", erzählt Simon. Die drei Schüler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums steckten die Köpfe zusammen. Herausgekommen ist ein Forschungsprojekt, das sie in den vergangenen drei Tagen beim 50. Landeswettbewerb "Jugend forscht" im BayKomm vorgestellt haben. Und für das es gestern den ersten Preis im Themenbereich Arbeitswelt gibt. Das ist die Eintrittskarte zum Bundeswettbewerb im Mai in Ludwigshafen.

Die Freunde haben einen interaktiven Rehabilitationshandschuh entwickelt. Neulinge sind sie beim Wettbewerb nicht, beim zurückliegenden haben sie virtuelle Objekte fühlbar gemacht. "Darauf haben wir aufgebaut", sagt Gernot und erläutert das neue Projekt, das zum Patent angemeldet ist: Ein Handschuh ist verbunden mit einem Motorenblock, in dem fünf kleine Motoren - für jeden Finger einer - untergebracht sind "und Potenziometer, damit man erkennen kann, in welcher Position die Finger sich befinden". Per USB-Stecker ist das Ganze mit einem Computer verbunden. "Eine Physiotherapeutin hat uns wichtige Reha-Bewegungen erläutert. Wir haben uns auf den Faustgriff konzentriert", ergänzt Simon. Der Handschuh funktioniere dreifach: a) Der Motor führt den Faustgriff vor, führt die Übung mit der Hand im Handschuh alleine aus, b) der Motor gibt den Impuls, der Mensch muss mit seiner Hand die Übung selbst ausführen, c) der Computer dient als Kontrolleinheit. Die Jungs haben dazu ein Computerspiel programmiert, bei dem der Faustgriff hilft, durchs Spiel zu kommen. Dazu trägt der Spieler eine 3D-Brille, "ist also mitten im Spiel, das erhöht die Motivation", sagt Gernot. "Das Ganze ist an jedem PC nutzbar." Mehr als 400 Arbeitsstunden haben die Jungs in das Forschungsprojekt gesteckt, schätzt Felix; mit dem Vorläuferprojekt insgesamt zwei Jahre gearbeitet. Und noch bevor er und seine Freunde erfahren, dass es zum Bundeswettbewerb geht, wissen sie: Der Handschuh wird weiterentwickelt. "Der Motorenblock muss kleiner werden, eine Funksteuerung wäre toll."

Apropos: Toll findet Dr. Monika Schütze, Bayer-Patin des Wettbewerbs, alle Arbeiten, die 96 Jugendliche in 52 Projekten gestern präsentierten. "Ich stelle immer mehr fest, dass die jungen Leute mittlerweile sehr eloquent ihre Projekte erläutern", merkt sie anerkennend an. Bayer ist seit 1966 Gastgeber des Landeswettbewerbs. Dessen Anliegen, das betont Wettbewerbsleiter Dieter Römer, sei es, dass Wissenschaft auch verständlich rübergebracht wird. Vor allem den Gästen des Besuchertages, zum Abschluss des Wettbewerbs.

Gerade das Jubiläum sollte eine besonders strahlende Feier werden. "50 Jahre NRW-Landeswettbewerb, Jugend forscht' haben wir als buntes Fest geplant", sagt Schütze. Wegen des Absturzes des Germanwings-Airbus', "haben wir überlegt, ob wir die Feierstunde nicht ganz absagen sollen". Die Organisatoren entschieden sich dafür, die Feierstunde abzuhalten. "Man kann den 96 Teilnehmern, die sich über Monate bis hin zu Jahren für den Wettbewerb so viel Mühe gemacht haben, jetzt nicht Show und Siegerehrung verwehren", erläutert Schütze, "allerdings wäre es geschmacklos, das mit großem Orchester und so weiter zu veranstalten." Deswegen gab's eine gedämpftere Feierstunde mit NRW-Schulministerin Löhrmann. Ihr Sonderpreis für die schöpferisch beste Arbeit ging ebenfalls an Gernot, Simon und Felix.

Extra Gernot, Simon und Felix im Video: www.rp-online.de/leverkusen

(RP)
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