Leverkusen Krankenhäuser vereinen sich gegen Keime

Leverkusen · Die Leverkusener Kliniken sind dem "MRE-Netzwerk regio rhein-ahr" angeschlossen. Es geht um bessere Hygiene.

 Stefan Reuter (Klinikum) , Marc Spielmanns (Remigius-Krankenhaus), Hans-Eckard Linstaedt (Gesundheitsamt) und Ingo Reinecke (Josef-Krankenhaus, v.l.) bei der Urkundenübergabe gestern.

Stefan Reuter (Klinikum) , Marc Spielmanns (Remigius-Krankenhaus), Hans-Eckard Linstaedt (Gesundheitsamt) und Ingo Reinecke (Josef-Krankenhaus, v.l.) bei der Urkundenübergabe gestern.

Foto: Uwe Miserius

Die Verbreitung antibiotikaresistenter Erreger hat schon einigen Krankenhäusern negative Schlagzeilen gebracht. Es mussten sogar schon Stationen geschlossen werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Weil Medikamente bei Resistenzen nicht mehr anschlagen, will die Medizin künftig viel mehr auf Prophylaxe setzen. Das heißt im Klartext: strenge Hygieneregeln, deren Einhaltung konsequent überwacht wird.

Alle drei Leverkusener Krankenhäuser, das Klinikum und die K-Plus-Einrichtungen St. Remigius und St. Josef, haben sich deswegen einem 2010 gegründeten "MRE-Netzwerk regio rhein-ahr" angeschlossen, das einheitliche Qualitätsstandards entwickelt und festgeschrieben hat. Alle drei bekamen nun die Zertifizierungsurkunden.

Auch wenn man im Volksmund von "Krankenhauskeimen" spricht, betrifft das Problem durchaus die ganze Bevölkerung und alle Lebensbereiche. Ursache für die zunehmenden Resistenzen ist der flächendeckende Einsatz von Antibiotika, vor allem in der Massentierhaltung, aber durchaus auch der relativ sorglose Umgang mit Medikamenten. Prof. Stefan Reuter vom Klinikum beschrieb das Problem gestern als dramatisch.

Eine Weiterentwicklung der Medizin sei ohne wirksame Antibiotika undenkbar. Der resistente "Vorbildkeim" MRSA sei schon viele Jahre bekannt, und man habe Maßnahmen und Strategien wie Isolation von Kranken entwickelt, die allmählich Wirkung zeigen. Bis 2005 habe man eine Zunahme der Stämme von zwei auf 25 Prozent beobachtet. Heute nehme die Zahl tendenziell ab. Größere Sorge mache man sich wegen vieler anderer Bakterien, darunter eine Gruppe von Darmbakterien, die noch schwerer in den Griff zu bekommen seien. Die Folge seien höhere Krankheits- und Sterberaten.

Für die Krankenhäuser würde die Behandlung aufwendiger und teurer, die Aufenthalte länger. Das könne im Extremfall die Schließung einer Station zur Folge haben. Es gebe einen Konflikt zwischen dem Anspruch, die moderne Medizin weiterzuentwickeln wie bisher und der Zunahme der Resistenzen, wenn keine weiteren Antibiotika in der Pipeline seien. "Aber die Pipeline ist trocken."

Deswegen die Selbstverpflichtung zu strikterer Hygiene. Eine Woche lang wurden alle Patienten bei der Aufnahme in einem der Leverkusener Krankenhäuser gescreent. Dabei bestätigte sich, dass bestimmte Risikogruppen empfänglicher für solche Erreger sind. Die sollen herausgefiltert und isoliert im Einzelzimmer bei entsprechenden Hygienemaßnahmen aufgenommen werden, sagt Dr. Marc Spielmanns vom Remigius-Krankenhaus. Dr. Ingo Reinecke hat es als Leiter des St. Josef-Krankenhauses mit Schwerpunkt Geriatrie grundsätzlich mit einer Risikogruppe zu tun. Für ihn ist es darum wichtig, sehr schnell an umfassende Informationen über seine Patienten zu kommen und die bei der Entlassung auch umgekehrt an Hausärzte oder Senioreneinrichtungen weiterzugeben.

Die Risikolage werde weiter hoch bleiben, gibt er mit Blick auf seine Klientel zu. Aber hofft sie doch zu minimieren durch die geschlossenen Vereinbarungen. "Die Arbeit fängt jetzt eigentlich erst an", gesteht Reuter mit Blick auf die praktische Umsetzung.

(mkl)
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