Leverkusen Kritik: Flüchtlinge warten zu lange auf Platz in der Schule

Leverkusen · Die rund 50 Gäste hatten es sich bereits gemütlich gemacht, als Thorsten Klute vorfuhr. Der Staatssekretär für Integration im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes hatte sich zu einer Podiumsdiskussion zur Integrationspolitik NRWs angekündigt.

In der Arbeiterwohlfahrt (Awo) am Berliner Platz kristallisierte sich schnell das Bildungs- und Schulpflichtsystem als bestimmendes Thema heraus. So lobte Klute in seinem Referat die Einführung der Brücken-Kitas in NRW. Dort sollen sich Eltern daran gewöhnen ihre Kinder in die Obhut anderer zu geben. "Auch 2017 stellt der Landtag dafür 33 Mio. Euro zur Verfügung."

Rund sieben Prozent der Flüchtlinge seien im Arbeitsleben angekommen, bei gut 60 Prozent seien zusätzliche Qualifikationen nötig. Daher seien 7300 Stellen für Lehrer entstanden - davon 1200 Deutschlehrer. Das bedeute, ca. 6000 unterrichteten Erdkunde, Biologie oder andere Fächer für die Allgemeinheit. So profitiere jeder von der Aufstockung der Stellen. Kurz darauf verließ Klute die Veranstaltung. Auf dem Podium blieben Petra Jennen (Leiterin Awo-Flüchtlingshilfe), Rita Schillings (Flüchtlingsrat), Wilhelm Steitz (stellv. Präsident der Bezirksregierung Köln) und Ibrahim Yetin (MdL). Der integrationspolitische Sprecher der SPD-Fraktion betonte: Es sei es richtig, dass Integration bereits vor Bewilligung des Asyls anfinge, und auch nach Ablehnung des Antrags weitergehe. Denn blieben viele Menschen trotzdem im Land, die Zahl der freiwilligen Rückkehrer sei in NRW dennoch vergleichsweise hoch.

Unterstützung erhielt er von Wilhelm Steitz, der betonte, es sei nie schlecht, Menschen zu bilden. Durch die lange Schul-Abwesenheit der Kinder hätten sie den Anschluss auch in ihrem Heimatland verloren. Das seien "die Flüchtlinge von morgen". Um das zu verhindern, müsse die Entwicklungshilfe besser werden. Rita Schillings betonte: "Wir haben den Integrationsplan, aber eine Politik, die die Menschen lange ohne Bildung in den Unterkünften lässt." Die Wartezeit für einen Platz in der Sekundarstufe II betrage acht Monate. Eine hohe Quote bei den freiwilligen Rückkehrern sehe sie nicht. Sie fordere, die Schulpflicht auf bis 25 Jahre zu verlängern.

(brü)
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