Leverkusen Kunstverein zeigt ab heute neue Schau in den Remisen

Leverkusen · Menschen sind im abgedunkelten Ausstellungsraum des Kunstvereins nicht zu sehen. Nur zwölf Hände-Paare, die am Rand eines großen runden Tisches abgelegt sind - wie bei einer "Séance". So betitelte der Düsseldorfer Künstler Constantin Wallhäuser auch seine Installation, die vor Ort für den Kunstverein entstanden ist. Dazu baute er selbst einen soliden Tisch, überzog die Platte mit Tafelfarbe, und zog darauf verbindende Linien, die in der Mitte ein Pentagramm formen. Ob die Situation als eher angenehm befremdlich oder bedrückend empfunden wird, hängt vom Betrachter ab. Beim gestrigen Presserundgang war die Wirkung ganz unterschiedlich.

Es kommt also auf die Wahrnehmung an, und genau darum geht es Wallhäuser in vielen seiner Arbeiten. Wie funktioniert der Prozess Wahrnehmung überhaupt, wie wird er gesteuert und wie sieht es mit der Manipulierbarkeit aus. Das Sehen ist ohnehin individuell abhängig von Vorerfahrung, Tagesform oder Stimmung. Einfluss nehmen außerdem Farbe, Beleuchtung, Gerüche oder Geräusche. Die dringen hier aus dem Nebenraum in den Schlossremisen herüber, den Wallhäuser als Komplettinstallation eingerichtet hat. Im totalen Dunkel wird ein Film gezeigt, der aber hinter sich bewegenden Schlieren kaum oder nur teilweise zu erkennen ist. Besucher können sich hineintasten und auf den Polstermöbeln Platz nehmen, die zur Bühnendekoration der Deutschen Oper am Rhein gehörten. Gezeigt wird ein Western in Schwarzweiß aus dem Jahr 1939. John Wayne wird dort kaum jemand erkennen, höchstens mal ein Pferd, Personen oder Gesichter.

Denn der Lichtstrahl des Beamers muss zunächst ein schmuddeliges Whiskyglas passieren, das sich vor dem Objektiv dreht. Eine mutwillige Störung, die aber seltsamerweise die Aufmerksamkeit erhöht. Möchte doch jeder so gerne erkennen, was dort im halbrunden Ausschnitt wie bei einer Ultraschallaufnahme zu sehen ist. Die Augen suchen nach Erkennbarem im Unkonkreten.

Constantin Wallhäuser: "Wenn ich die Wahrheit sagen sollte, müsste ich lügen": Eröffnung heute 19.30 Uhr im Kunstverein, Remisen von Morsbroich. Geöffnet Do, Fr 13 bis 17 Uhr, Sa, So 11 bis 17 Uhr.

(mkl)
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