Leverkusen Lebensmittel teilen statt wegwerfen

Leverkusen · Das Naturgut Ophoven und die Leverkusenerin Mirjana Moreth wollen das Foodsharing-Modell in der Stadt einführen. Lebensmittel sollen nicht im Müll landen, sondern über Stationen und das Internet weitergegeben werden.

 Mirjana Moreth (v.l.) und Simone Emzer stellten gestern das foodsharing-Projekt, das sie auch in Leverkusen einführen möchten, im Naturgut Ophoven vor.

Mirjana Moreth (v.l.) und Simone Emzer stellten gestern das foodsharing-Projekt, das sie auch in Leverkusen einführen möchten, im Naturgut Ophoven vor.

Foto: Ralph Matzerath

Morgen geht's ab in den der Urlaub, aber der Kühlschrank ist noch nicht leer. Bei der großen Geburtstagsfeier ist zu viel Kuchen übriggeblieben, oder die Gemüse-Ernte fiel im eigenen Garten so üppig aus, dass die eigene Familie das Gemüse nicht aufessen kann. Andere dagegen würden sich über solche Reste freuen, die allzu oft in der Mülltonne landen. Speisen im Wert von 22 Milliarden Euro werden jährlich in Deutschland weggeworfen. Die Kampagne "Foodsharing.de" hat dieser Lebensmittelverschwendung den Kampf angesagt. "Teilen statt wegwerfen", ist die Devise jetzt auch im Naturgut Ophoven.

Wer Lebensmittel übrig hat, kann diese Information als registrierter Nutzer auf der Homepage einstellen und eine Übergabe mit dem interessierten Abnehmer vereinbaren. Das ist die eine Variante der Essenskörbe. Die Zweite sind feste Stationen, an denen jeder etwas abgeben oder mitnehmen kann.

Nach dem Startschuss in Berlin wurden vor einem guten Jahr in Köln erste private Tauschstationen eingerichtet. Und die haben sich längst bewährt, sagt Simone Emzer, die das Projekt gestern auf dem Naturgut Ophoven gemeinsam mit Mirjana Moreth vorstellte, die in Leverkusen Ähnliches auf die Beine stellen möchte.

Im Dezember hat sie damit begonnen, zum Auftakt fand im Kulturausbesserungswerk das erste internationale Foodsharing-Treffen mit Aktiven aus Österreich statt. Zunächst sucht sie Mitstreiter, die ehrenamtlich Lebensmittel abholen und zu Essenskorb-Standorten bringen. Nach solchen wettergeschützten Umschlagplätzen, die frei zugänglich sind und möglichst zentral liegen, sucht sie parallel. In Köln gibt es beispielsweise ein Foodsharing-Regal im "Allerweltshaus" oder im Bayenthaler Neuland-Garten, der sogar rund um die Uhr geöffnet ist. Ein Vorteil findet Moreth, weil nach Einbruch der Dunkelheit auch jene kommen, die sonst ihr Schamgefühl abhält.

Ehrenamtliche sollen auch dabei helfen, Geschäfte, Cafés oder Kioske zu finden, die Unverkäufliches abgeben. Als Konkurrenz zur Tafel, die ja auch dort ihre Waren bezieht, sieht sich die Initiative nicht. "Eher als Ergänzung", erklärt Simone Emzer. Als private Organisation könne man nämlich auch Waren mitnehmen, die von der Tafel wegen des Verbraucherschutzgesetzes nicht weitergegeben werden dürfen. Die gesetzlichen Vorgaben gelten bei Foodsharing nicht, weil gegenüber den Geschäften Haftungsausschlusserklärungen unterschrieben werden.

Jeder Nutzer werde darauf hingewiesen, dass er auf eigenes Risiko handele. Jeder sei selbst verantwortlich, die Unbedenklichkeit der Waren zu überprüfen. Die Kampagne solle das Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln schärfen, so Moreth. "Wer Essen nicht verschwendet, trägt auch einen Teil zum Klimaschutz bei", sagt Britta Demmer, Pressesprecherin des Naturgutes Ophoven.

(mkl)
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