Leverkusen Rhythmisch, wild sportlich - Sabrina Ma begeistert im Spiegelsaal

Leverkusen · Die Melodie klingt bekannt und doch seltsam verändert. Johann Sebastian Bach hat sie als meisterhafte Übung für begabte Cellisten für seine erste Cello-Suite G-Dur entworfen. Normalerweise greift sie Raum, der warme Ton des tiefen Saiteninstruments verbindet sie zu einem wundervollen Geflecht. Unter den Händen der jungen Schlagwerkerin Sabrina Ma jedoch klingt es dumpfer, die Töne werden getrennt, weil ihr Marimbaphon Spezialist ist für rhythmisch-markantes Spiel, aber flüchtigen Sound.

 Schlagwerkerin Sabrina Ma bot ein virtuoses Spiel.

Schlagwerkerin Sabrina Ma bot ein virtuoses Spiel.

Foto: Stadt

Selbst wenn die meisten Hörer im ausverkauften Spiegelsaal auch in Zukunft dem Cello-Original den Vorzug geben werden, waren sie doch tief beeindruckt von diesem ungewöhnlichen Arrangement, mit dem die Musikerin ein außergewöhnliches Konzert eröffnete. Virtuos ließ sie die vier weichen Filzschlägel über die Klangstäbe tanzen und tänzelte dabei geschmeidig und elegant im Duktus der Musik. "Stichwort: Tanz!" stand als Motto über dem Programm, das neben ganz unterschiedlichen Bearbeitungen auch zwei zeitgenössische Kompositionen für Schlagwerk enthielt, in denen es eher rhythmisch wild und fast sportlich zuging.

Als Theaterstück mit sieben Stimmen möge man sich das "Bone Alphabet" des Briten Brian Ferneyhough vorstellen, um die Mehrstimmigkeit in diesem komplexen Werk zu hören, empfahl Sabrina Ma. Der Komponist hat die klangliche Interpretation dieses Stückes relativ offen gelassen mit seiner Anweisung "für sieben Instrumente freier Wahl".

Sabrina Ma entschied sich für einen relativ harten, kurzen Sound. Und damit bot sie eine weitere Nuance von der ausgesprochen breiten Palette des modernen Schlagwerk-Instrumentariums, dem man durch fantasievollen Gebrauch sogar weitere Effekte entlocken kann. Wie in der "Étude de Peaux" des 1960 geborenen Franzosen Bruno Giner, der fünf Tom-Toms - also Trommeln - mit Holzsticks, Händen oder Fingern bearbeiten lässt und dem noch ein elektronisch wirkendes Geräusch hinzufügt, das die Schlagzeugerin mit einem Gummiball erzeugte, den sie über das Trommelfell zog.

Lauter eindrucksvolle Hörerlebnisse, denen sie zu Beginn des zweiten Teils mit den alten Schreittänzen Pavane und Galliarde etwas Melancholie hinzufügte. Was John Dowland im 16. Jahrhundert für Laute geschrieben hat, faszinierte durchaus in der Version für Marimba.

Vergnügen bereitete der Walzer, der in einem Tanz-Programm nicht fehlen durfte. Auch hier konnten die Zuhörer mit der Klavierfassung abgleichen, denn Fréderic Chopins Valse op. 64 Nr. 2 cis-moll gehört zu den Standardwerken.

Den größten Spaß hatten alle beim Finale mit George Gershwins "I Got Rhythm", das dem Titel alle Ehre machte. Und dann als Zugabe noch eine Streicheleinheit für den Nachhauseweg: ein "Lied ohne Worte" von Mendelssohn.

(mkl)
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