Leverkusen Schülertheater überzeugt mit "Königin Lear"

Leverkusen · "King Lear" zählt sicherlich zu William Shakespeares herausragenden Tragödien. Nicht umsonst dauert das Stück auf den großen Bühnen der Welt gut und gerne mal über fünf Stunden. Das "Theater am Deichtor" - die Theatergruppe der Käthe-Kollwitz-Schule - bewies nun, dass man dieses Stück auch ansprechend kurzweilig innerhalb von nur einer Stunde meistern kann.

Zum ersten Mal spielten die Schüler auf der großen Bühne, waren bislang nur die Aula der eigenen Schule gewohnt, wie Julia Richter zugab: "Das ist schon etwas ganz Besonderes hier im Forum. Wir waren alle ganz schön aufgeregt." Das düstere Ambiente stimmte: Kleine Licht- und Wassereffekte sowie anspannende Musik sorgten für eine authentische Stimmung für das Stück, das voller Intrigen, Mord und Totschlag steckt.

Dabei erzählte die Theatergruppe, die anlässlich der "Schul- und Jugendtheatertage" im Forum zu Gast waren, ihre eigene Interpretation des Stücks. Man fokussierte sich auf die Hauptpersonen, so dass unter anderem Herzog Albany und Herzog von Cornwall nicht mit dabei waren. Und die Rollen wurden fast alle weiblich besetzt. So wurde King Lear zur Königin Lear, und anstelle von Graf von Glorchester war Gräfin Gloster mit ihren Töchtern Edda und Emma (anstelle von Edgar und Edmund) mit dabei. Auch Gonerils Diener Oswald wurde durch Ottilie ersetzt.

"Wir waren im letzten Jahr nur zu viert", erinnert sich Vivi Alice, die gerade ihr letztes Jahr an der Schule hinter sich hat und den Kurs höchstwahrscheinlich verlassen wird. "In diesem Jahr waren wir deutlich mehr, aber fast nur weiblich besetzt. Deshalb musste das Stück etwas umgeschrieben werden." Einzig Sebastian Vorreiter, der überzeugend den treuen Grafen Kent spielte, gab den Quoten-Mann.

Dem Stück tat die weibliche Besetzung allerdings gut. So entstand eine gelungene Infragestellung der Mutter-Tochter-Beziehung sowie der freien Persönlichkeitsentfaltung und der Möglichkeiten, sich aus familiären Schicksalen zu befreien. Alle Akteure spielten dabei gut und unglaublich textsicher. Doch Vivi Alice (Emma), Tamara Stüber (Närrin) und Sabrina Kalteier (Königin Lear) stachen nochmals hervor. Gerade die Närrin gab mit ihren vielen gefärbten, geflochtenen, in alle Richtungen stehenden Zöpfen ein stark verrücktes Bild ab. Die Rolle passte zu ihr wie die Faust aufs Auge.

Fazit: Die Theatergruppe der Käthe-Kollwitz-Schule hat definitiv das Zeug dazu, nicht nur in der eigenen Aula zu spielen. Sie sollte auch in Zukunft die großen Bühnen Leverkusens nutzen.

(hawk)
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