Lokalsport "Langfristig reicht der Basis kein EM-Halbfinale"

Leverkusen · Leichlingen Es schwappt eine Euphoriewelle durch das Land. Heute Abend spielt die deutsche Handball-Nationalmannschaft in Polen um den Einzug in das EM-Finale. Natürlich hat auch den Handball-Drittligisten Leichlinger TV das EM-Fieber gepackt, am Sonntag könnte es aber ein Problem geben. Sollte die Nationalmannschaft ins Finale einziehen, kämpft Deutschland parallel zu den Leichlingern, die bei der HSG Gummersbach/Derschlag II antreten (17 Uhr), um den EM-Titel. Im Interview spricht LTV-Coach Frank Lorenzet über die Auswirkungen der EM auf den Amateursport und das anstehende Spiel in Gummersbach.

 Frank Lorenzet ist Trainer des Leichlinger TV.

Frank Lorenzet ist Trainer des Leichlinger TV.

Foto: uwe miserius

Leichlingen Es schwappt eine Euphoriewelle durch das Land. Heute Abend spielt die deutsche Handball-Nationalmannschaft in Polen um den Einzug in das EM-Finale. Natürlich hat auch den Handball-Drittligisten Leichlinger TV das EM-Fieber gepackt, am Sonntag könnte es aber ein Problem geben. Sollte die Nationalmannschaft ins Finale einziehen, kämpft Deutschland parallel zu den Leichlingern, die bei der HSG Gummersbach/Derschlag II antreten (17 Uhr), um den EM-Titel. Im Interview spricht LTV-Coach Frank Lorenzet über die Auswirkungen der EM auf den Amateursport und das anstehende Spiel in Gummersbach.

Herr Lorenzet, schauen Sie und Ihr Team die Spiele der Nationalmannschaft gemeinsam?

Frank Lorenzet Alle Spiele haben wir nicht zusammen gesehen, aber wir versuchen es in der Regel. Letzte Woche haben wir zum Beispiel mit der A- und B-Jugend gemeinsam die deutsche Partie gegen Schweden angeschaut. Oft liefen bei uns in der Cremer-Lounge aber auch andere Spiele des Turniers.

Können die Spieler dabei etwas lernen?

Lorenzet Wir schauen die Partien aus reinem Interesse. Ich sehe solche Spiele natürlich auch mit einem anderen Auge, das lässt sich nicht vermeiden. Für die Mannschaft dient das einfache Fernsehen aber nicht als Trainingseinheit.

Kann sich der aktuelle Erfolg der deutschen Mannschaft positiv auf die Basis des Handballsports auswirken?

Lorenzet Punktuell wird der eine oder andere vielleicht wieder seine Liebe zum Handball entdecken. Aber langfristig gesehen reichen ein Halbfinaleinzug oder sogar der EM-Titel nicht aus, damit wir an der Basis davon etwas mitbekommen. Ich habe schon 2007 nach dem WM-Titel im eigenen Land gesagt, dass die Euphorie nach einem Jahr wieder verpufft sein wird. Genau so kam es. Für langfristige Erfolge braucht es andere Dinge.

Zum Beispiel?

Lorenzet Die Nationalmannschaft müsste langfristig auf einem hohen internationalen Level spielen und vielleicht auch mal bei Olympia eine Medaille gewinnen. Die Erfolge müssten dann entsprechend vermarktet werden. Der Handball braucht weiterhin eine Plattform, besonders im Fernsehen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Natürlich sind Verband und Vereine gefordert, ein mögliches gesteigertes Interesse richtig umzusetzen.

Auf die 3. Liga hat die EM dennoch einen Einfluss. Die Bundesliga ist derzeit spielfrei...

Lorenzet Das stimmt. Gummersbach wird am Sonntag eine Mannschaft aufbieten, die überhaupt nicht ihrem Tabellenplatz entspricht. Da werden sechs bis sieben Spieler dabei sein, die sonst nicht mit der Mannschaft auf dem Feld stehen. Trotzdem sind wir der Favorit, wir wollen an der Spitze dranbleiben. Es gibt genügend Gründe, um dort zu gewinnen.

Und wenn Deutschland ins Finale kommt?

Lorenzet Das wäre einerseits schön, andererseits natürlich bitter für uns. Wir werden es natürlich so nehmen, wie es kommt.

(mol-)
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