Das Jecke Wochenende Letzte Pinselstriche an den Nierster Wagen

Meerbusch · Endspurt vor dem Rosenmontagszug: Die Bauwagengruppen um Günter Wolters und Andreas Bongartz vom Karnevalsverein Kött on Kleen werkeln seit mehreren Monaten an ihren Wagen zum Motto "Leinen los zur großen Fahrt, zum Karneval nach Seemannsart".

 Rainer Brockers (li.) und Günter Wolters basteln in einer beheizten Scheune an Neptuns Unterwasserwelt.

Rainer Brockers (li.) und Günter Wolters basteln in einer beheizten Scheune an Neptuns Unterwasserwelt.

Foto: Dackweiler

Um acht Uhr werden in Nierst die Bürgersteige hochgeklappt? Von wegen! In den Scheunen des Dorfes wird bis in die tiefe Nacht gehämmert, gesägt, geschraubt und geleimt. In der Karnevalshochburg wird mit viel Hingabe an zwölf Wagen gearbeitet, die beim Rosenmontagszug mitfahren sollen. Kaum ein Gefährt ist jedoch vier Tage vor dem Startschuss des närrischen Lindwurmes vollendet. Oft fehlt noch der letzte Feinschliff.

 Wagenbau bei der "Bongartz-Gruppe": Peter Krista (li.) und Willi Raven bauen einen Hai für den diesjährigen Rosenmontagszug nach.

Wagenbau bei der "Bongartz-Gruppe": Peter Krista (li.) und Willi Raven bauen einen Hai für den diesjährigen Rosenmontagszug nach.

Foto: Dackweiler

Die Wagenbaugruppe um Günter Wolters werkelt bereits seit Dezember an einer Figur des Meeresgottes Neptun, die sie auf einem Felsen sitzend auf einen Traktoranhänger platziert haben. Seitdem haben sich der Zweite Vorsitzende der KG Kött on Kleen und seine Kameraden an drei Tagen pro Woche in der Scheune des Hauses von Zwillingsbruder Udo getroffen. Die hat sich der zwölfköpfige Freundeskreis wetterfest und gemütlich eingerichtet. "Wir haben Dämmplatten aufgebaut und einen Holzofen dazugestellt. So konnten wir die Abende gemütlich ausklingen lassen. Manchmal hat so eine Zusammenkunft bis zum frühen Morgen und bis zum bitteren Ende gedauert." Gerne gesellten sich auch andere Wagenbaugruppen dazu. Zum Beispiel die um Florian Neuhausen. "Die bauen unter Zeltplanen. Das war ein paar Wochen lang ziemlich eisig. Denen haben wir natürlich gerne Asyl gegeben", so Günter Wolters.

Fünf Meter hoch ist die Figur des Meeresgottes geworden. "Als wir ihn aufgerichtet haben, habe ich mich richtig erschrocken über die Höhe", sagt Günter Wolters. Er und seine Mitstreiter haben die styroporene Figur deshalb so bauen müssen, dass sie die Spitze herunterklappen können, um unter Bäumen durchfahren zu können. Damit haben die Wagenbau-Routiniers aber Erfahrung: Bereits Ende der 90er-Jahre hatten sie auf einen Wagen ein Kloster montiert, das ebenso hoch war. Dessen Türme konnten sie hydraulisch hinunterfahren.

Schon seit knapp 30 Jahren gibt es die Gruppe. Gründungsmitglieder sind neben Günter und Udo Wolters Franz-Josef Kleutges, Michael Winter und Marco Mattana - allesamt ehemalige Fußballer des FC Adler. Später kamen Hermann-Josef Schrills, Klaus Otten, Bernd Zimmerling, Reiner Brockers, Bernd Kessels, Adrian Winkes und Frank Otten dazu. Treibende Kräfte sind wegen ihrer handwerklichen Begabung Schreiner Franz-Josef Kleutges und der gelernte Maler Hermann-Josef Schrills, im Dorf als "Onkel Hermi" bekannt.

Mitten im Dorf, auf dem Hof von Karin und Willi Bongartz an der Stratumer Straße, arbeitet seit sechs Wochen mit Hilfe von Holz, Papier und Kleister ein weiterer Freundeskreis an seinem Wagen. Die Bongartz-Truppe hat sich eine Haifischbar ausgedacht. Sieben Nierster hatten die Gruppe im Dezember 1993 gegründet, das Quintett Christian Bongartz, Thorsten Neukirchen, Willi Raven, Markus Neuhausen und Christoph Paas ist immer noch dabei. Später stießen Peter Krista, Christian Steuten und Andreas Bongartz dazu, der aktuelle Vorsitzende der KG. Sie sorgten vor ein paar Jahren mit einem gigantischen Mammut für Aufsehen, das sie durch Nierst zogen. Ihnen gelang, was bislang noch keiner schaffte: Ihre Werke wurden Ende der 90er-Jahre dreimal in Folge zum besten Wagen gekürt. Diesmal haben sie allerdings keine Ambitionen auf den Titel. "Der Nachwuchs wird sicher das Rennen machen, der ist heiß wie Frittenfett auf den ersten Preis. Als wir noch jung waren und keine Kinder hatten, da waren wir das auch", sagt Andreas Bongartz. Den Spaß am Wagenbau haben der 36-Jährige und seine Kameraden aber nie verloren. Im Gegenteil: Mit Hingabe haben sie wieder an der Haifischbar gebaut.

(RP)
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