Kunstkabinett Mönter Löffler: "Literatur ohne festen Wohnsitz"

Meerbusch · In knapp einem Jahr hat Sigrid Löffler rund 50 Städte bereist. Jetzt war die Literaturkritikerin, Publizistin und Kulturkorrespondentin bei Konrad Mönter im Osterather Buch- und Kunstkabinett: "Ich bin zum ersten Mal in Meerbusch und begeistert, in diesen wunderbaren Räumen über mein Buch sprechen zu können."

 Die in Berlin lebende Literaturkritikerin Sigrid Löffler erklärt im Buch- und Kunstkabinett Mönter, warum die Literatur der Welt in Bewegung ist.

Die in Berlin lebende Literaturkritikerin Sigrid Löffler erklärt im Buch- und Kunstkabinett Mönter, warum die Literatur der Welt in Bewegung ist.

Foto: Ulli Dackweiler

"Die neue Welt der Literatur und ihre großen Erzähler" lautet der Titel der Publikation, in der die auch als Feuilletonchefin bekannte Verfasserin die "neue Weltliteratur" vorstellt. Der bereits von Goethe geprägte Begriff der Weltliteratur sei geblieben, "aber die Inhalte haben sich verändert. Analog zum Welthandel ist eine Weltliteratur entstanden."

Sigrid Löffler, bekannt auch als ständige Teilnehmerin beim "Das Literarische Quartett", nimmt sich in ihrer Publikation auch der "Verschiebung der Literaturlandschaft" an: "Schwerpunkt ist nicht mehr die westliche Welt." Denn die Autoren, die sie beispielhaft für die Veränderungen benennt, sind Migranten, "Pendler zwischen Kulturen", kommen oft aus "bisher literarisch-stummen Ländern" und befreien sich gewissermaßen durch die Schrift, durch das Wort von dem Makel ihrer Herkunft. Für Sigrid Löffler (72) besteht kein Zweifel, dass Entkolonialisierung und Globalisierung die Literaturwelt "unglaublich befruchtet" haben. Neue Erzählwelten haben sich eröffnet und ein breites Spektrum an Stoffen wurde entfaltet: "Die Autoren haben viel erlebt, haben viel zu erzählen, auch über ihren Lebensbruch." In ihrer Publikation über die literarischen Veränderungen charakterisiert die Verfasserin einige Autoren, ohne Auszüge aus deren Romanen zu zitieren. "Das sollten Sie selbst nachlesen. Man lernt viel über die Welt, wenn man diese unterschiedlichen Geschichten liest", fordert die Literaturkritikerin das Mönter-Publikum auf. Sie führt als Beispiele die Nobelpreisträger Doris Lessing aus Rhodesien, John Maxwell Coetzee aus Südafrika und V. S. Naipaul aus Trinidad auf, stellt sie gewissermaßen als Galionsfiguren der neuen Weltliteratur dar. Obwohl Sigrid Löffler diese "Migrations-Literatur" auch als "Literatur ohne festen Wohnsitz" bezeichnet, schätzt sie die darin enthaltenen Begegnungen mit den Städten Mumbai, New York, London, Bombay oder Toronto als "globale Ankunftsstädte, Orte der Literatur, Laboratorien der Zukunft".

Bevor sie im Buch- und Kunstkabinett erworbene Exemplare signierte, betont Sigrid Löffler: "Mein Buch soll eine Orientierungshilfe für ein deutschsprachiges Publikum sein. Deshalb habe ich mich auf deutschsprachige oder übersetzte Titel beschränkt."

(mgö)
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