Meerbusch Politik entscheidet über Hindenburgstraße

Meerbusch · Die Debatte um die Umbenennung der Straße in Büderich ist längst keine einfache Ja-Nein-Frage mehr. Die Meinungen der Politiker gehen auseinander, Bürger schlagen mehrere Alternativen vor. Am Donnerstag berät dazu der Hauptausschuss.

 Sollten sich die Politiker dazu entschließen, die Hindenburgstraße nicht umzubenennen, könnte das Schild bald um einen Hinweis erweitert werden.

Sollten sich die Politiker dazu entschließen, die Hindenburgstraße nicht umzubenennen, könnte das Schild bald um einen Hinweis erweitert werden.

Foto: Schmidt

Soll die Hindenburgstraße in Büderich ihren Namen behalten oder nicht? Wenn nicht, welcher Name soll zukünftig auf den Straßenschildern stehen? Wenn ja, sollen zusätzliche Hinweise auf die historische Bedeutung des Namens hinweisen? Meinungen dazu gibt es ebenso viele, wie Vorschläge. Auf der Suche nach einem Kompromiss beschäftigen sich die Politiker am Donnerstag im Hauptausschuss (17 Uhr, Dr.-Franz-Schütz-Platz 1) mit dem Thema. Die Vorschläge der Verwaltung richten sich nach den Anregungen der Bürger, die auf die Rolle des damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburgs bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten hinweisen. Doch die Meinungen der Politiker gehen auseinander - hitzige Debatten sind programmiert. Grundsätzlich gibt es zwei Alternativen in der Beschlussvorlage.

 Der CDU-Fraktionsvorsitzende Werner Damblon ist gegen eine Umbenennung der Hindenburgstraße.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Werner Damblon ist gegen eine Umbenennung der Hindenburgstraße.

Foto: Ulli Dackweiler Fotograf ud@dwi.de

Variante eins: Die Umbenennung

Sollten sich die Politiker dafür aussprechen, wird die Verwaltung beauftragt, Vorschläge für eine neue Namensgebung zu erarbeiten. "Das wäre die beste Wahl", sagt FDP-Fraktionsvorsitzender Klaus Rettig. "Wenn eine Straße nach einer Person benannt ist, ist das eine Würdigung ihrer Verdienste." Da Hindenburg jedoch 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt hatte, sei diese Ehrung nicht angebracht. "Deshalb glaube ich persönlich, dass wir den Namen streichen sollten", sagt Rettig.

Variante zwei: Zusatzschild oder Infotafel

Die Verwaltung sieht von einer Umbenennung ab. Stattdessen soll das Straßenschild mit einem Zusatz versehen werden, der auf die folgenschwere Ernennung Hitlers zum Kanzler hinweist. Alternativ könnte eine ausführliche Informationstafel an geeigneter Stelle aufgestellt werden, die ausführlicher auf die Person Hindenburgs sowie seine Rolle in der Geschichte eingeht. "Damit könnten wir die Bürger ausführlich aufklären", sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Werner Damblon, der die Straße nicht umbenennen würde. "Einfach einen Namen unter den Teppich zu kehren, hat nichts mit inhaltlicher Aufarbeitung von Geschichte zu tun", sagt der Ratsherr und ergänzt: "Wir sollten den Namen beibehalten und den Bürgern die Bedeutung mit einer ausführlichen Info-Tafel erklären."

Für ein Zusatzschild kalkuliert die Verwaltung Kosten von rund 100 Euro ein, für eine gesonderte Informationstafel, je nach Ausführung, zwischen 500 und 1000 Euro. Anwohner der Hindenburgstraße, die den Bürgerantrag für die Erhaltung des Namens gestellt hatten, haben laut Verwaltung zugesagt, die Kosten für eine Hinweistafel zu übernehmen.

Eine dritte Möglichkeit, die jedoch nicht in der Beschlussvorlage aufgeführt ist, schlagen die Grünen vor: Den Namen ändern und trotzdem eine Infotafel aufstellen, um diesen Schritt zu begründen. "Es reicht nicht aus, ein kleines Schild unter dem Namen eines Verbrechers anzubringen", sagt Grünen-Fraktionsvorsitzender Jürgen Peters. "Hindenburg wollte den Ersten Weltkrieg nicht beenden und hat später Hitler zum Aufstieg verholfen. Seinen Namen können wir dort nicht stehenlassen."

(RP)
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