Meerbusch Prügelvorwurf gegen Altenheim-Pfleger

Meerbusch · Bei zwölf Bewohnern des Strümper Altenheims in Meerbusch wurden blaue Flecken festgestellt. Die Heimleitung zeigte Pflegekräfte an und entließ sie. Bei einer Kontrolle am Dienstag stellte die Heimaufsicht keine wesentlichen Auffälligkeiten fest.

 Aktuell sind im Meridias-Rheinstadtpflegehaus 95 Heimbewohner untergebracht. Die beiden Heime haben insgesamt Platz für 154 Bewohner.

Aktuell sind im Meridias-Rheinstadtpflegehaus 95 Heimbewohner untergebracht. Die beiden Heime haben insgesamt Platz für 154 Bewohner.

Foto: Ulli Dackweiler

Es war das "Skandal-Heim" in Meerbusch: Wegen schwerer Pflegemängel drohte die Heimaufsicht des Rhein-Kreises Neuss dem Betreiber mit Entzug der Pflegelizenz, stand die Schließung des Heimes im Raum. Vor gut einem Jahr übernahm der neue Betreiber Meridias die beiden Häuser von der Marseille Kliniken AG - und alles sollte besser werden. Jetzt kam raus: Auch unter dem neuen Betreiber mussten Heimbewohner leiden.

"Die Pflegedienstleiterin und ich haben bei zwölf Heimbewohnern Hämatome festgestellt", erklärte gestern Einrichtungsleiter Jörg Hartmann auf Anfrage unserer Zeitung. Nachforschungen hätten ergeben, dass bei mindestens zwei von den zwölf Heimbewohnern die blauen Flecken durch Mitarbeiter der Einrichtung entstanden sind. "Dabei handelt es sich um Festangestellte, die wir vom vorherigen Betreiber übernommen hatten", so Hartmann. "Die Mitarbeiter habe ich entlassen und Strafanzeige erstattet."

Die mutmaßlichen Misshandlungen wurden bereits im Februar vergangenen Jahres festgestellt. Die Staatsanwaltschaft hat das Strafverfahren mittlerweile eingestellt. Den Beschuldigten sei nichts nachzuweisen gewesen. Dennoch gibt es auch am neuen Betreiber weiter Kritik: "Die haben sich bemüht, aber nichts verbessert", sagt Heino Zeisberger, Sprecher des Heimbeirats. Er spricht von einem unfreundlichen Umgangston und fehlendem Personal. Am Dienstag ging die Heimaufsicht unangekündigt einer weiteren anonymen Beschwerde nach. Dabei wurde insbesondere dem Vorwurf des fehlenden Personals nachgegangen. Ergebnis: Die Planung der Dienste ist angemessen, jedoch gibt es in beiden Häusern seit Mitte Dezember einen hohen Krankenstand. "Hierdurch entstehen klare Engpässe in der tatsächlichen Besetzung", heißt es in dem Protokoll der rund vierstündigen Kontrolle. Die Einrichtung steuere zwar mit Zeitarbeitskräfte gegen, jedoch seien die geplanten Ziele nicht erreicht worden. Ordnungsrechtlich sind der Heimaufsicht die Hände gebunden: Die Häuser schöpfen die Personalschlüssel aus. Einrichtungsleiter Jörg Hartmann räumt ein, dass es in den vergangenen Wochen und Monaten zu Personalengpässen gekommen sei. "An Weihnachten, auch an Neujahr waren viele Mitarbeiter krank. Da haben wir mit Zeitarbeitskräften zubuttern müssen." Und: "Wir haben im vergangenen Jahr viel Personal ausgetauscht. Mitarbeiter, mit deren Leistung wir nicht zufrieden waren, mussten gehen; wir haben auch neues Personal eingestellt." So kam es wohl auch, dass in einzelnen Nachtschichten gar keine Fachkräfte im Einsatz waren, sondern in einem Haus nur zwei Hilfskräfte und ein Auszubildender. In Prüfberichten des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen ist auch die Rede von der mangelhaften Ausbildung der Mitarbeiter, der Missachtung von ärztlichen Anordnungen, von nicht vorhandenen Medikamenten, sowie von Medikamenten, auf die Heimmitarbeiter ein falsches Ablaufdatum eintrugen.

Aufgefallen ist den Prüfern der Heimaufsicht auch: "Die Stimmung bei den Bewohnern und Angehörigen ist durch die jüngste Entwicklung gedrückt." Die Beschwerden seien aber in der massiven Form nicht gerechtfertigt, viele Beschwerdepunkte hielten einer substanziellen Prüfung nicht Stand.

UWG-Ratsherr Christian Staudinger-Napp wandte sich jetzt an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU): "Ich möchte Sie bitten, die aktuelle Situation in Meerbusch zum Anlass zu nehmen, sofort einzuschreiten, sich schützend vor die Heiminsassen zu stellen und sofortige Abhilfe zu schaffen."

(RP)
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