Mönchengladbach Alma-Quartett mit neuem Programm

Mönchengladbach · Nachdem sie sich ausgiebig den Beethoven-Streichquartetten gewidmet hatten, stellten die vier Musiker jetzt einen kulturellen Raum in den Mittelpunkt - Böhmen und Mähren. Das Konzert überzeugte durch Kennerschaft und Witz.

 Das Alma-Quartett hat echte Fans in der Stadt. Die vier Musiker traten jetzt im BIS-Kulturzentrum auf.

Das Alma-Quartett hat echte Fans in der Stadt. Die vier Musiker traten jetzt im BIS-Kulturzentrum auf.

Foto: Jörg Knappe

An den Zyklus mit allen Beethoven-Streichquartetten hatte man sich inzwischen so sehr gewöhnt, dass das natürlich absehbare Ende der Reihe nicht so richtig in den Kopf wollte. Um so mehr freute es die alten Fans, das Alma-Quartett im BIS mit neuem Programm wieder anzutreffen. Diesmal stand, wie Bratscher Martin Börner erläuterte, nicht ein Komponist, sondern ein kultureller Raum im Mittelpunkt.

Böhmen und Mähren mit Prag als Hauptstadt gehörten politisch immer wieder zu einer anderen Herrschaft, mal deutsch, mal österreichisch, mal tschechisch. Musikalisch war dort immer eine Menge los, das gut besuchte Konzert bot eine interessante Kostprobe. Börner, die beiden Geiger Fabian Kircher und Andreas Greuer sowie Markus Beul (Violoncello) hatten ein interessantes Programm zusammengestellt. Wie nicht anders zu erwarten, hatten sie alles mit großer Sorgfalt einstudiert.

Der Komponist Erwin Schulhoff gehört, wie beispielsweise auch Viktor Ullmann, zu einer Gruppe von interessanten, talentierten deutschsprachigen jüdischen Komponisten, die kurz vor oder nach 1900 zur Zeit der Donaumonarchie geboren wurden und denen schließlich alles, auch ihr Leben, von den Nazis brutal genommen wurde.

Schulhoffs "Fünf Stücke für Streichquartett" fanden beim Publikum viel Anklang. Sie stecken voller witziger Einfälle. Walzer-Melodien mit Johann-Strauß-Zitaten sind im 4/4-Takt notiert, Tango-Anklänge kommen ebenso vor wie böhmische Folklore. Spieler und Zuhörer hatten gleichermaßen Freude an den parodistischen und skurrilen Zügen der Komposition.

1854, 40 Jahre vor Schulhoff, wurde Leos Janácek geboren. Er gehört zu den Pionieren der Moderne des 20. Jahrhunderts. Sein zweites Streichquartett mutet den Spielern auch unkonventionelle Klangerzeugungen wie das Streichen unmittelbar am Steg zu (Ponticello). Janácek nannte seine Komposition "Intime Briefe". Ob die Beziehung zu einer erheblich jüngeren Frau, auf die sich diese Korrespondenz bezog, vielleicht doch eher platonischer Natur war, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Unbestritten gut gelang Alma die engagierte Wiedergabe des Werkes.

Antonín Dvorák, 13 Jahre vor Janácek geboren, ist noch ganz ein Komponist des 19. Jahrhunderts. Bewusst entschieden sich die Musiker dafür, nicht das am häufigsten aufgeführte "amerikanische" Quartett in F-Dur, sondern das zehnte op. 51 in Es-Dur vorzustellen. Es wurzelt in der slawisch-böhmischen Musiktradition, steckt voller gesanglicher und tänzerischer Impulse. Mit einem flüssigen, temperamentvollen Vortrag trafen die Musiker den Kern der Komposition.

Mit seiner Zugabe erinnerte das Quartett dann noch einmal an Beethoven - mit "Alla danza tedesca" aus dem Quartett op. 130.

(-tr)
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