Mönchengladbach Angeklagter will "böse Stimmen" gehört haben

Mönchengladbach · Der 20-Jährige, der sich am 30. Juni 2016 in der Altstadt ein Opfer suchte, das er laut Anklage "töten" wollte, soll seit seiner Kindheit fremde Stimmen hören. Das erklärte er nach Aussagen einer Kriminalbeamtin bei der Polizei.

"Versuchter Mord aus Mordlust" wirft die Staatsanwaltschaft dem 20-jährigen vor, der einen 55-jährigen Wohnungslosen mit acht Messerstichen schwer verletzt haben soll. Bereits zu Prozessbeginn hatte der Angeklagte, der mit elf Jahren aus Litauen nach Deutschland gekommen war, die Tat zugegeben. Er hatte sich beim Opfer entschuldigt. Doch der 55-Jährige wollte die Entschuldigung nicht annehmen.

Gestern erinnerte sich im Gerichtssaal ein Zeuge, der den Angeklagten im Hof gehört hatte. In der Tatnacht hatte der 44-jährige Frührentner nicht schlafen können. Im Hof habe er die aufgeregten Stimmen von zwei Männern und einer Frau gehörte. "Ich bekam Angst", berichtete der Zeuge. Als das Trio offenbar das Haus betrat, beruhigte er sich. Doch gegen 4 Uhr seien die Personen erneut auf dem Hof aufgetaucht, "Die waren völlig durchgedreht", habe er gehört. "Als die Täterbeschreibung der Polizei am nächsten Tag genau auf den Angeklagten passte und ich die Verbindung zur Nacht herstellte, habe ich die Polizei informiert", erklärte der Zeuge. Der Angeklagte habe damals manchmal in der unteren Wohnung übernachtet und sei ihm meistens höflich begegnet. Aber einen Monat vor der Tat sei der junge Mann mit aggressiven Reden aufgefallen.

Einem 52-jährigen Polizeibeamten hatte der aussagebereite Angeklagte in einer ausführlichen Vernehmung berichtet, dass er sich am Tatabend über seine Freundin geärgert und deshalb viel Alkohol getrunken habe. Ein gewisser "Nico" habe ihn freundschaftlich beraten, hatte er dem Beamten anvertraut. "Aber er konnte uns weder Namen noch Adresse des geheimnisvollen Nico nennen", so der Zeuge.

Das dolchartige Messer habe er in Tatortnähe gefunden, habe der Angeklagte ausgesagt. Dann sei er durch die Stadt gelaufen, um ein passendes Opfer zu finden. Einer Polizeibeamtin vertraute der 20-Jährige dann an, dass er seit seiner Kindheit Stimmen höre. "Das sind böse Stimmen, die zwingen mich, böse Dinge zu tun", so der Angeklagte in dieser Vernehmung. "Der Mann (das Opfer, Anm. d. Red.) war der Erste, der mir über den Weg lief. Ich war voller Wut, wollte ihn töten. Ich habe sechsmal gestochen. Dann hörte ich Leute schreien. Da bekam ich Panik und haute ab", soll der Angeklagte der Beamtin gesagt haben. Am Ende sei er vor sich selbst erschrocken gewesen, habe der 20-Jährige ergänzt.

Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP)
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