Mönchengladbach Bewegender Abend über die Rolle der Musik im Ersten Weltkrieg

Mönchengladbach · Eine Herzensangelegenheit ist dem engagierten Kulturförderer Hans Dieter Jakubowski dieser Vortrag "Krieg und Kultur: Die Rolle der Musik im Ersten Weltkrieg". Als eines der letzten Rückblicke auf die nun 100 Jahre zurückliegenden Gräuel fand der pensionierte Arzt in der evangelischen Hauptkirche Rheydt bewegende Worte zu den Schicksalen und Taten von Komponisten in dieser Zeit der Zeitenwende. Und zur Illustration hatte er Musiker eingeladen, seine Rede zu untermalen, mit wirklicher Musik zum Klingen und Nachklingen zu bringen. Nach rund zwei Stunden zeigte sich die Zuhörerschaft, die sich im Rahmen der Reihe "donnerstags halb acht" im kühlen Gotteshaus zusammengefunden hatte, berührt.

Bei Heraklit und seinem Satz vom "Krieg als Schule der Nation" begann Jakubowski ganz altphilologisch, um sogleich auf seinen Kulturbegriff zu kommen, dem eben auch die Musik innewohnt. Und schon bald war er bei den Soldatenliedern, ihrer kriegspädagogischen Funktion und dem Begriff "Musik als Waffe". Bassbariton Thomas Peter sang dazu das Zahn'sche "Wohlauf, Kameraden" auf einen Schiller-Text, das schon im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 ein Hit unter den ins Gemetzel ziehenden Regimentern war. Vom Missbrauch von Kirchen-Chorälen im Kampfeinsatz zitierte Jakubowski ebenso aus Feldpostbriefen wie von der verbrüdernden Rolle des Singens, mit dem sich im Schützengraben gegenüberliegende Armeen in der Weihnacht Trost und Mut spendeten. Auch die Komponisten des Ersten Weltkriegs ließen sich von nationaler Euphorie erfassen, um bald von den Gräueln eines anderen belehrt zu werden. Lehárs "Ich hab ein Hüglein in Polenland" und Richard Strauss' "Lied der Frauen, wenn die Männer im Krieg sind" gab die famose Sopranistin Taryn Knerr ihre Stimme, sensibel begleitet von Udo Witt.

Jakubowskis Rede streifte bei gefallen Komponisten und Giftgas-Angriffen vorbei, ließ Komponisten, große Denker und einfache Leute zu Wort kommen, und vergaß auch nicht, die eigene Betroffenheit zu formulieren. Vor der eindringlichen Mahnung, dass Krieg auch heute Wirklichkeit ist, erklangen Ives' populäres "In Flanders Fields" (Thomas Peter) und Debussys "Weihnachtslied der Kinder, die keine Zuhause mehr haben" (Taryn Knerr). Künstlerisch exzellent bildete Ravels Klavier-Suite "Le Tombeau de Couperin", deren Sätze der Komponist gefallenen Freunden zueignete, in der Interpretation von Till Engel den musikalischen Schlusspunkt.

(ark)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort