Mönchengladbach Blumensonntag als Familienfest

Mönchengladbach · Ganze Landschaften mit Kürbissen, Beeren und Zierpaprika kündigten beim Blumensonntag in Rheydt schon den Herbst an. Rund 40 000 Besucher bewunderten die Kunstwerke und nutzten die offenen Geschäfte zum Einkauf.

 Amely ist sieben Jahre alt und wirbt beim Blumensonntag für den Blumenkorso im nächsten Jahr.

Amely ist sieben Jahre alt und wirbt beim Blumensonntag für den Blumenkorso im nächsten Jahr.

Foto: Isabella Raupold

Ein scharfes Zischen schneidet durch die Musik, die von der kleinen Bühne herüberweht. Ein leises Plopp, klirrend fallen die Kronkorken der Bierflaschen auf das Pflaster. Zeit für eine kleine Pause, findet Joschka Gerretz. Mit einem flotten Spruch reicht er seinen Kumpels Alexander Hermanns (28) und Bastian Feldkeller (27) die Bierflaschen. Seit zwei Stunden sprühen die drei Graffiti-Künstler an ihren Kunstwerken. "Blumen" ist das Thema, passend zum Blumensonntag in Rheydt. Das Trio schüttelt die Sprühdosen für einen guten Zweck: Zum Ende des Blumensonntag werden die Bilder versteigert, der Erlös kommt dem Verein Zornröschen zugute.

Schreiender Frosch

Rund um die Rheydter Innenstadt ist kaum noch ein Parkplatz zu bekommen. In Trauben ziehen die Besucher Richtung Galerie am Marienplatz und zum Marktplatz. Schon von weitem ist die Musik von den vier Bühnen zu hören, die am Marienplatz, vor der evangelischen Hauptkirche, auf dem Harmonie-Platz und auf der Stresemannstraße stehen.

Mit Kinderkarussell und Kasperletheater, sowie geöffneten Geschäften hat das Rheydter Citymangement den Blumensonntag wieder zum Familienfesttag gemacht. Peter Felten, Vorsitzender des City-Managements, ist zufrieden: "Die Resonanz für den Blumensonntag war sehr, sehr gut." Rund 40 000 Besucher seien da gewesen, schätzt Felten.

Es herrscht eine lockere Arbeitsatmosphäre im Schatten der Marienkirche. Auf einem Stahldrahtzaun sind 20 Leinwände aufgehängt, auf denen die Graffiti-Künstler ihre Vorstellungen zu Blumen umsetzen. Bei Gerretz schreit ein grüner Froschkönig dem Betrachter entgegen. Die rote Zunge hängt weit aus dem Maul, die Glubschaugen fallen fast heraus, die goldenen Krone macht einen Hüpfer. "Vielleicht male ich gleich noch eine kleine Blume daran", sagt der 20-Jährige.

Kontur des Froschkörpers

"Wo hat man schon mal so eine große Fläche, auf der man sprühen kann", freut sich Feldkeller. Der leichte Wind stört dabei nicht. "Der ist sogar ganz gut, wenn man leichte Schattierungen haben will", erklärt Gerretz. Er war gerade ein halbes Jahr in einer Crew, zur "Ausbildung". "Da habe ich viele Tricks und Kniffe kennen gelernt", erzählt er. Jetzt aber greift er doch zum Stift und zieht konzentriert die schwarze Kontur des Froschkörpers nach.

Nur wenige hundert Meter weiter bekommen die Besucher dann Bilder und Arrangements mit richtigen Blumen und Pflanzen zu sehen. Auf dem Weg zum Marktplatz bleibt der Blick an einer Kürbislandschaft hängen. Kränze aus Weiden, Hortensien und Beerensträuße sowie Zierpaprika in leuchtendem Rot und Orange sind erste Vorboten des Herbstes. "Das nenn' ich Blumensonntag", sagt eine Passantin im Vorbeigehen. "Sehr schön gemacht."

(RP)
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