Mönchengladbach Briten-Häuser: Sechs Jahre für Planwerk

Mönchengladbach · Die Siedlungsstruktur und den britischen Charakter der Anlage erhalten - das wollten Planer und Baupolitiker, als sie für die Engländer-Häuser einen Bebauungsplan auf den Weg brachten. Erst jetzt wird er Realität. Eigentlich viel zu spät.

 Die Briten-Häuser an der Marienburger Straße im Licht der untergehenden Sonne.

Die Briten-Häuser an der Marienburger Straße im Licht der untergehenden Sonne.

Foto: Isabella Raupold

Als die britische Rheinarmee im November 2009 mehr als 130 Häuser außerhalb des Hauptquartiers an den Bund zurückgab, winkte die Stadt ab. Sie wollte die vorwiegend kleinen Einfachhäuser nicht. Die Stadt hatte kein Geld, um sie zu kaufen. Außerdem sahen die Vermarktungschancen seinerzeit eher mau aus: Das Angebot für den Häuslebauer war so groß, dass er beliebig Objekte aussuchen konnte.

Immerhin brachte die Stadt damals einen Bebauungsplan auf den Weg, um vor allem in Windberg im Bereich zwischen Königsberger Straße, Marienburger Straße, Lindenstraße und Annastraße die klaren Siedlungsstrukturen zu erhalten. Der Schuss ging teilweise nach hinten los: Erst sechs Jahre später wird der Bebauungsplan endlich Realität. Zu spät, um einige Auswüchse zu verhindern.

Diese Sorge trieb 2009 Politiker der Bezirksvertretung Stadtmitte und des Bau- und Planungsausschusses um: Sie befürchteten, dass die Ringeltäubchen ihren neuen Besitzern schnell zu klein werden und diese zu großen Veränderungen veranlassen würden. Statt der großzügigen Vorgärten würde es Jägerzäune geben, mutmaßten Planer und Politiker. Sie sahen Carports neben den Häusern hochwachsen. Sie argwöhnten, dass die bauliche Kunst von Hobbyhandwerkern mit Baumarkt-Materialien zu grobem städtebaulichem Unsinn und zu kunterbunten Häusern führen könnte.

Heute weiß man: Die Entwicklung ist zwar nicht so schlimm, wie es manche prophezeit hatten. Aber die "eigentlich englische Anlage von Wegen, Gärten, Hecken und Häusern" - so die CDU-Planungspolitikerin Annette Bonin - ist in der langjährigen Reinform vielfach nicht mehr vorhanden. Es gab viele Diskussionen mit den neuen Besitzern. Und die Stadt brachte zwar sehr viel Geduld auf, gab dabei, so Kritiker, aber nur unzureichend die Richtung vor. In einer Hinsicht brachte der intensive Kontakt zwischen Hausbesitzern und Planern aber wichtige Erkenntnisse. Denn die Stadt wollte eigentlich den neuen Eigentümern erlauben, die in den 50er und 60er Jahren gebauten kleinen Reihenhäuser, Doppelhaushälften und Einzelhäuser zu vergrößern. Doch die Hausbesitzer lehnten zweistöckige Anbauten aus einem guten Grund ab: Es wären sonst dunkle Ecken bei den Häusern entstanden, bei denen ihre Besitzer auf einen Anbau verzichteten. Stattdessen setzten sie einstöckige Erweiterungen durch.

Jetzt beschäftigt Planer und Politiker, wie sie dem Parkdruck Herr werden können. An der Marienburger Straße gibt es eine größere Fläche, auf denen Garagen entstehen könnten.

Annette Bonin: "Aber wir brauchen eine vernünftige städtebauliche Lösung, die als Lärmschutz für die Häuser dienen könnte. Ein reiner Garagenhof wäre nicht in unserem Sinne." Der bald fertige Bebauungsplan gibt neue Möglichkeiten.

(RP)
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