Mönchengladbach Der Geschmack frischer Erdbeeren auf der Zunge

Mönchengladbach · An manche Dinge erinnert man sich ein Leben lang. Zum Beispiel daran, wie himmlisch die Erdbeeren schmeckten, die man als Kind im Garten der Großeltern direkt vom Beet genascht hat. Ein Genuss, der nicht zu toppen war. Und dann sucht man nach diesem wunderbaren Geschmack und findet ihn nicht mehr.

Bio-Bauer Joachim Kamphausen zeigt die Erdbeeren, die in der Sonne wunderbar gereift sind.

Bio-Bauer Joachim Kamphausen zeigt die Erdbeeren, die in der Sonne wunderbar gereift sind.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Gerade rechtzeitig zu den anstehenden Pfingstfeiertagen hat das warme und sonnige Wetter dafür gesorgt, dass die zu den absoluten Lieblingsfrüchten der Deutschen gehörenden Erdbeeren im Freiland reif werden. Bio-Bauer Joachim Kamphausen vom Lenßenhof in Odenkirchen ist erst seit ein paar Tagen bei der Ernte. "Wir pflücken morgens zwei Stunden von sechs bis acht Uhr", sagt er. 135 Schalen kommen da zusammen und werden direkt vermarktet. Abends geht´s noch mal auf das relativ kleine Erdbeerfeld. "Eine Erdbeere, die im Boden wächst, Sonne und Wärme bekommt, entwickelt das intensive Aroma und auch die wichtigen Inhaltsstoffe.". Es kommt natürlich auch auf die Sorte an. Kamphausen baut Corona an, eine alte Erdbeersorte, die wunderbar schmeckt, aber nicht gut für den Transport geeignet ist. Aber transportiert wird sie auf dem Lenßenhof ja auch nur vom Feld in den Hofladen und dann nach Hause zum Verbraucher. "Erdbeeren schmecken am besten, wenn man sie nicht im Kühlschrank lagert, sondern schnell verbraucht", sagt der Biobauer. Ernten, kaufen, genießen - am besten alles an einem Tag, obwohl auch die Freilanderdbeere ein wenig Lagerung verträgt. Wichtig für den Geschmack ist und bleibt aber, dass die Erdbeere reif geerntet wird. Eine unreife Erdbeere wird auch in der Schale rot, entwickelt aber kein Aroma.

Traditionell ist der Juni der Erdbeermonat in Deutschland. Weil erst dann heimische Freilandfrüchte zur Verfügung stehen. "Die Kunden fragen mich schon im Mai nach Erdbeeren", sagt Kamphausen. Aber Freiland-Erdbeeren gibt es dann noch nicht, jedenfalls nicht, wenn man, wie auf dem Lenßenhof aus ökologischen Gründen auf Folien oder Tunnel verzichtet. "Es wird dadurch sehr viel Abfall produziert." Gar nicht zu reden von den Energiekosten, die in den beheizten Treibhäusern entstehen. "Ich will das nicht verteufeln, aber ich mache es nicht", erklärt Kamphausen.

Wenn die Erdbeeren im Freiland reifen, dann meist mit Macht. Drei Wochen lang wird geerntet. In dicken Büscheln hängen die Früchte jetzt an den Stauden. Von der Sonne durchwärmt, steigt der typische Erdbeerduft aus dem Feld auf. Bei der Ernte muss man sorgsam vorgehen, die Erdbeeren nur abknipsen, nicht rüde abreißen. Beim Pflücken werden auch gleich faulende Erdbeeren von der Pflanze entfernt, damit sie die anderen Früchte nicht anstecken. Außerdem ist der Boden gegen Fäulnis mit Stroh abgedeckt.

Aus Erdbeeren, die nicht verkauft werden, machen die Leute auf dem Lenßenhof Marmelade. "Wir pürieren sie und frieren sie dann ein", erklärt Joachim Kamphausen. "Dann können wir immer wieder frische Marmelade kochen." Aber eigentlich sind die Erdbeeren erst einmal viel zu schade zum Einkochen. "Es gibt nichts Schöneres als im Schatten zu sitzen und frische Erdbeeren zu essen", schwärmt Kamphausen. Und die meisten Menschen werden ihm zustimmen. Strittig ist nur, ob sie mit Vanilleeis, mit Sahne oder pur am besten schmecken.

(RP)
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