Mönchengladbach Digitalisierung erfordert eine neue Führungskultur in Firmen

Mönchengladbach · Jobmotor statt Jobkiller? 46 Prozent der Firmen in Mönchengladbach erwarten mittlerweile, dass der digitale Wandel einen steigenden Personalbedarf mit sich bringt. 42 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Personaldecke, weil Wachstum die Einspareffekte durch Automatisierung ausgleicht. Nur elf Prozent glauben an negative Beschäftigungseffekte durch die Digitalisierung - 2015 waren es bundesweit noch 40 Prozent gewesen. Der Blick auf den Megatrend verändert sich also zusehends. Dies ist zumindest eine der Schlussfolgerungen, die die neue Studie "Unternehmen Zukunft: Transformation trifft Tradition" der Mittelstandsinitiative Unternehmer-Perspektiven nahelegt. Im Auftrag der Commerzbank befragte TNS Infratest dafür deutschlandweit 4000 Unternehmen, davon 928 in NRW und 92 in Gladbach.

"In Mönchengladbach mag es keine ausgeprägte Gründerszene wie beispielsweise in Berlin geben, doch viele der ansässigen Firmen sind in Sachen Digitalisierung schon sehr, sehr weit", lobt Kai-Uwe Schmidt, Niederlassungsleiter Mittelstand der Commerzbank. Die vielen "Hidden Champions" wären nicht zu solchen geworden, wenn sie nicht längst Antworten auf die Herausforderungen des digitalen Wandels gefunden hätten.

18 Prozent der befragten Firmen in Gladbach bezeichnen sich demnach als digitaler Vorreiter - das entspricht dem Bundesschnitt, liegt aber zum Beispiel deutlich über dem Wert Hamburgs (14). Ist die Offenheit für Kooperationen mit Wettbewerbern hier noch vergleichsweise gering ausgeprägt (Schmidt: "Am Niederrhein vertraut man eben auf die eigene Stärke"), sind doch zwei Drittel bereit, Mitarbeitern, die neue Ideen entwickeln, auch Fehler und Misserfolge zuzugestehen. Die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen in der Belegschaft wird in ähnlich hohem Maße als erfolgskritisch angesehen. Und: "63 Prozent der Unternehmen ermöglichen es ihren Mitarbeitern, eigene Projekte selbstständig zu entwickeln, in 57 Prozent gibt es abteilungsübergreifende Innovations- und Pilotprojekte." Anzeichen dafür, dass eine neue Führungskultur - mit weniger Hierarchieebenen und mit motivierender statt funktionaler Führung - Einzug erhalten wird. Und über kurz oder lang muss, wenn Unternehmen die Vertreter der "Generation Y" langfristig an sich binden wollen.

Auch auf organisatorischer Ebene gebe es erfolgversprechende Ansätze, verkrustete Strukturen aufzubrechen. So böten 17 Prozent der Firmen spezielle "Expertenlaufbahnen" an. Hingegen nutzen bisher nur fünf Prozent eigenständige Gesellschaften zur Entwicklung digitaler Innovationen. "Veränderungsfähigkeit ist der Schlüssel für den Erfolg von morgen", sagt Schmidt. Das bedeute auch, dem Qualifizierungsbedarf älterer Mitarbeiter höheren Wert beizumessen.

(RP)
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