Mönchengladbach Flamenco-Flair verzaubert Bankhaus

Mönchengladbach · Die Deutsche Bank am Bismarckplatz feiert ihr 100-jähriges Bestehen. Mit dem Auftakt der Reihe "Musik im Haus" eröffnete das Geldinstitut spektakulär sein Jubiläumsjahr. Flamenco und Artverwandtes standen auf dem Programm.

Es hat bereits Tradition, dass die Gladbacher Zentrale der Deutschen Bank stets als Gastgeber des Debütkonzerts der Reihe "Musik im Haus" firmiert. In diesem Jahr passte die Auftaktveranstaltung besonders stichhaltig ins Konzept: "Wir sind in diesem Jahr 100-jährig für Sie hier am Bismarckplatz vertreten", verriet Geschäftsleiter Georg Schiffer bei der Begrüßung. Er äußerte vor knapp 230 Gästen, welche die Kundenhalle bis hoch zur Galerie füllten, Genugtuung: "Einen besseren Start in unser Jubiläumsjahr könnte ich mir nicht vorstellen", gestand Schiffer, der in Personalunion Schatzmeister der Freunde und Förderer der Musik in Mönchengladbach ist. Dieser Verein ist Initiator und Koordinator der Musik-im-Haus-Reihe.

Flamenco - so lautete lapidar der Titel des Konzerts. Doch kulinarisch-touristische Unterhaltung, die lediglich Appetit auf Andalusien und die iberische Halbinsel machen sollte, war das Folgende mitnichten. Vielmehr sorgte das Team um den renommierten Gitarrenvirtuosen Rafael Cortés für eine Sternstunde des genießenden Hörens und Schauens. Noch gezügelt, in maurisch-dunklen Modi und mit gepflegtem Tremolo-Wirbel der flinken Finger beginnt Cortés als Solist. Ernst zelebriert der in Granada geborene, in Essen aufgewachsene Musiker die zeremoniös geartete Spielkultur, die auch Macho-Elemente nicht außer Acht lässt. Wenn dann David Huertas auf dem Cajón Platz nimmt und die Seele des Flamenco, den Rhythmus, mit prasselnden Klopfkaskaden streichelt, wird es wild. Aber immer klingt diese tief empfundene Ordnung iberischer Leidenschaften zwischen Melancholie und mühsam gebändigter Exaltiertheit mustergültig akkurat und hochkultiviert.

Cortés senior, sein Sohn Rafael Cortés junior, der Gitarrist und Sänger Miguel Sotello und der Cajón-Spieler begnügen sich nicht mit den gewohnten Standards der Flamenco-Kunst. Sie weben die rhythmischen und melodischen Wesenselemente der Tradition ein in moderne Arrangements, die das Genre in Richtung Jazz, ja sogar Klezmer erweitern. Zusammen mit Paco de Lucia hat Cortés 2007 auf der Bühne (in Leverkusen) musiziert. Solche Projekte, wie sie Al Di Meola, der verstorbene Paco de Lucia und John McLaughlin erfolgreich vorexerziert haben, setzt der Essener Cortés nun auch bei Musik im Haus um: eine ebenso meisterliche wie abgedrehte Variante des berühmten Klavierstücks "Spain" von Chick Corea.

Flamenco ist vor allem auch Tanz, also war es nur folgerichtig, dass die Band diese Rolle authentisch besetzen konnte. Die Auftritte der Spanierin Carmen López auf dem glatten Marmorboden der Kundenhalle waren eine hinreißende Augenweide und sorgten für einmütige Bewunderung - besonders ob ihrer virtuosen Stepp-Kunst.

(RP)
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